Jerusalem – Israels höchster Militär hat vor übermäßiger Gewaltanwendung beim Kampf gegen jugendliche palästinensische Attentäter gewarnt. Sollte sich ein 13-jähriges Mädchen mit einer Schere oder einem Messer Soldaten nähern, wünsche er nicht, dass ein Soldat das Feuer auf das Mädchen eröffne und das Magazin leere, sagte Generalstabschef Gadi Eizenkot laut dem Fernsehsender Channel Two am Mittwoch vor Mittelschülern, die demnächst zur Armee eingezogen werden.

Vielmehr müsse der Soldat die Gewalt anwenden, die zur Erfüllung des Ziels erforderlich sei, sagte Eizenkot. Seit dem 1. Oktober wurden bei politisch motivierten Gewaltakten nach einer AFP-Zählung 25 Israelis, ein US-Bürger und ein Eritreer getötet. Im gleichen Zeitraum wurden bei solchen Attacken und bei Protestaktionen 172 Palästinenser getötet, in der Mehrheit erwiesene oder mutmaßliche und zum Teil sehr junge Attentäter.

Eizenkot spielte mit seinen Äußerungen möglicherweise auf einen Vorfall an, bei dem im November zwei 14 und 16 Jahre alte Palästinenserinnen einen älteren Mann in Jerusalem mit einer Schere leicht verletzten. Ein Polizist soll daraufhin auf die 16-jährige Schülerin geschossen haben, obwohl sie bereits getroffen war und reglos am Boden lag. Die 14-jährige wurde durch Polizeischüsse schwer verletzt.

Die schwedische Außenministerin Margot Wallström hatte die israelische Regierung im Dezember gegen sich aufgebracht, als sie forderte, die "außergerichtlichen Hinrichtungen" als Antwort auf die Angriffe zu stoppen. Im Jänner sagte sie bei einer Parlamentsdebatte in Stockholm, es sei "unerlässlich, dass diese Todesfälle gründlich und glaubwürdig untersucht werden, um Klarheit zu schaffen und eventuelle Verantwortlichkeiten zu ermitteln." (APA, 17.2.2016)