Die bronzezeitliche Stiege aus den Hallstätter Salzbergwerk dürfte trotz Mikrobenbefall einigermaßen sicher sein.

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Hallstatt/Wien – Die besonderen Bedingungen im prähistorischen Salzbergwerk Hallstatt in Oberösterreich machten es möglich, dass eine Holzstiege dort 3.350 Jahre mehr oder weniger intakt überdauerte. Bei der Untersuchung des spektakulären Fundes zeigte sich, dass die Stiege von seltenen Mikroben besiedelt ist. Unter den derzeit optimalen Lagerungsbedingungen bestehe aber keine Gefahr für die Stiege, berichten Forscher im Fachblatt "PLOS one".

Aufgrund des Bergdrucks an ihrem Fundort musste die 2002 in einer bronzezeitlichen Salzabbaukammer in 100 Metern Tiefe entdeckte älteste Holzstiege Europas 2013 fachmännisch zerlegt, eingehend untersucht und getrocknet werden. Seit vergangenem Jahr ist die Stiege wieder in einer eigenen Kammer im Schaubergwerk "Salzwelten" zu sehen. In einem Spezialraum ist der wertvolle Fund vom Besucherraum durch eine spezielle Folie abgetrennt, um sie vor Schwankungen der Temperatur und Luftfeuchtigkeit zu schützen.

Bereits an der Originalfundstelle der Stiege im Hallstätter Bergwerk fiel den Wissenschaftern Schimmelbefall auf. "Es war klar, dass der in unterschiedliche Richtungen reagieren kann, wenn wir das Klima um die Stiege verändern", erklärte Hans Reschreiter von der prähistorischen Abteilung des Naturhistorischen Museums (NHM) Wien.

Pilze trockenlegen

Im Zuge der Untersuchung ging es den Forschern in Zusammenarbeit mit Kollegen von der Universität für Bodenkultur (Boku) Wien darum, herauszufinden, "wie die Stiege in Zukunft sicher gelagert werden kann, ohne dass diese Pilze aggressiv oder schädlich werden". Für die Mikroben gelte, dass sie vor allem dann gut gedeihen, wenn ihnen genug Feuchtigkeit zur Verfügung steht. Reschreiter: "Je trockener, desto inaktiver sind sie." Dementsprechend war klar, dass die Kammer im Schaubergwerk vor allem trocken sein muss.

Bei weiteren Analysen des Pilzbefalls fanden die Wissenschafter auch Arten, die sehr selten sind. Unter den insgesamt mehr als 20 Pilzarten waren nicht nur solche, die die hohen Salzkonzentrationen im Bergwerk aushalten, sondern auch solche, die auf Salz angewiesen sind. Da im Salz selten Pilze untersucht würden, fanden sich im Hallstätter Bergwerk nur wenig bekannte Arten. Einige der Mikroben waren vermutlich schon immer im prähistorischen Bergwerk aktiv, andere könnten die Forscher beim Freilegen der Stiege unabsichtlich von der Oberfläche mitgebracht haben.

Gefährliche Zellulosefresser

Als besonders problematisch erwiesen sich jene Mikroorganismen, die sich von Zellulose – dem Hauptbestandteil von Holz – ernähren. "Die sind eigentlich nicht zu vernichten, aber bei stabilem, trockenen Klima können wir sie weitgehend inaktiv halten", sagte Reschreiter. Gefährlich für die Stiege würde es ab einer Luftfeuchtigkeit von exakt 74,6 Prozent, da dann die Salze im Holz von der kristallinen in die gelöste Form wechseln und das Material feucht würde.

Die Erkenntnisse zu den idealen Aufbewahrungsbedingungen für die Stiege seien auch für die Lagerung aller anderen Fundstücke aus dem Bergwerk wichtig. Denn im Depot des NHM liegen Hunderte bedeutende Funde aus der Hallstattzeit aus organischem Material, wie Holz, Leder oder Stoffe, die ebenfalls mit Mikroben behaftet sind. (APA, red, 22.2.2016)