Lungenfacharzt Gernot Rainer hat sich mit der Stadt Wien angelegt.

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Den griechischen Gott der Heilkunst, Asklepios, hat Gernot Rainer als Namensgeber für seine Gewerkschaft auserkoren. Eris, die Göttin der Zwietracht, wäre wohl passender gewesen, betrachtet man die Konsequenzen seines Engagements: Das hat den Wiener Lungenfacharzt fast seinen Job gekostet. Weitermachen will er trotzdem – als Arzt und als Interessenvertreter.

Der 37-Jährige hat sich mit seinem Arbeitgeber, dem Wiener Krankenanstaltenverbund (KAV), angelegt und damit der Stadt Wien den Krieg erklärt. Kein einfacher Gegner für jemanden, der nicht als Querulant gelten will. Unbequem ist er dennoch, so unbequem, dass sein Dienstvertrag nicht verlängert wurde, weil er sich zu wenig mit den Interessen der Stadt Wien und des KAV identifiziert habe. Das bringt ihm und seiner noch nicht anerkannten Gewerkschaft viel Aufmerksamkeit. Unterstützung kommt inzwischen von der Volksanwaltschaft, der Ärztekammer, die er in der Vergangenheit nicht selten kritisierte, und der FPÖ. Er pocht aber auf seine politische Unabhängigkeit, bei den Solidaritätserklärungen will er nicht wählerisch sein.

Unabhängigkeit ist ihm wichtig, das war auch der Impuls zur Gründung seiner Bewegung: Die intransparenten Verhandlungen zum Ärztearbeitszeitgesetz ärgerten ihn. Er wollte sich und seinen Kollegen Gehör verschaffen. Filz und Frustration waren es, die den Vater eines viereinhalbjährigen Sohnes motiviert haben, sich zu engagieren. Davor war er politisch nie aktiv, sieht man von seiner Funktion als Schulsprecher-Stellvertreter ab.

Rainer wirkt nicht wie ein Revoluzzer, der sich gerne in den Vordergrund spielt. Er ist höflich und spricht besonnen, ein gewisses Sendungsbewusstsein ist ihm nicht abzusprechen. Dafür nützt der gebürtige Kärntner gerne Facebook und den E-Mail-Verteiler seines Arbeitgebers. Das wurde ihm im Sommer fast zum Verhängnis. Barbara Hörnlein, ärztliche Direktorin des Otto-Wagner-Spitals und Ehefrau von Bürgermeister Michael Häupl, zitierte ihn in ihr Büro. Sie drohte ihm mit dienstrechtlicher Verwarnung. Er versprach, den Verteiler nicht mehr für Gewerkschaftspost zu verwenden.

Das Rauchen hat sich der Lungenspezialist bei seiner Facharztausbildung abgewöhnt. Rainer ist geschieden und teilt sich das Sorgerecht mit seiner Exfrau. Der Fan italienischer Opern ist in Elternteilzeit, hat aber neben Arbeit und Gewerkschaft kaum Zeit für Arien.(Marie-Theres Egyed, 17.2.2016)