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Papst Johannes Paul II. wurde 2014 heiliggesprochen.

Foto: EPA/Leonardo Munoz

London/Rom – Papst Johannes Paul II. hat über Jahrzehnte eine Beziehung zu einer verheirateten Frau gehabt. Das zeigt eine BBC-Dokumentation, die am Dienstagabend im Kulturkanal Arte gezeigt wird. Dabei stellen die Autoren der Dokumentation klar, dass es keine Hinweise darauf gibt, dass Karol Wojtyla das Zölibat gebrochen habe, berichtet die Kathpress.

Dennoch seien sich die verheiratete Mutter von drei Kindern und der Geistliche über drei Jahrzehnte auch emotional sehr nahe gewesen. Der BBC-Film wurde in Großbritannien bereits am Montagabend ausgestrahlt. Die Zeitung Guardian berichtete am Sonntag, ohne eine genauere Quelle zu nennen, der Vatikan habe sich von dem Beitrag distanziert. Er enthalte "mehr Rauch als Feuer".

Laut Dokumentation hatte der damalige Kardinal von Krakau, Karol Wojtyla (1920-2005), seit Beginn der 70er-Jahre eine intensive Beziehung zu der polnisch-amerikanischen Philosophin Anna-Teresa Tymieniecka (1923-2014), die bis zum Tod des Papstes am 2. April 2005 reichte. Dies war in Insider-Kreisen allerdings bereits bekannt. Neu an der Dokumentation ist, dass mehrere Hundert Briefe und Privatfotos die Seelenverwandtschaft dokumentieren.

Sehr persönliche Korrespondenz

Begonnen hat die Beziehung Anfang der 1970er-Jahre, als Tymieniecka dem Krakauer Kardinal antrug, sein 1969 veröffentlichtes Buch Person und Tat ins Englische zu übersetzen. Aus dem Briefwechsel über philosophische Fragen entwickelte sich schnell eine sehr persönliche Korrespondenz. Schon bald kam es laut Dokumentation auch zu persönlichen Begegnungen, gemeinsamen Wanderungen oder Skiausflügen. Als der spätere Papst 1976 an einer katholischen Konferenz in den USA teilnahm, lud ihn Tymieniecka ein, im Landhaus ihrer Familie zu übernachten.

In der Dokumentation bleibt unklar, wie weit Wojtyla sich über die tiefen Gefühle der aus einer polnisch-französischen Adelsfamilie stammenden Frau im Klaren war. In einem Brief, der mit September 1976 datiert ist, schreibt er: "Meine liebe Teresa. Ich habe alle drei Briefe erhalten. Du schreibst, dass du zerrissen bist, aber ich konnte keine Antwort auf diese Worte finden." Jedenfalls habe der Kardinal den Kontakt zu ihr nicht abgebrochen. Im Gegenteil: Er stand dazu und habe hervorgehoben, dass die enge Beziehung für ihn ein Geschenk Gottes sei. Noch einen Tag vor dem Tod des Papstes besuchte die Philosophin ihn im Krankenhaus. Briefe von Tymieniecka liegen der BBC nicht vor. Es wird vermutet, dass sich Kopien von ihnen in jenem Archiv befinden, das von der Philosophin an die polnische Nationalbibliothek verkauft wurde. (APA, red)