Wer in jungen Jahren weniger belastbar ist, hat später ein höheres Risiko für Bluthochdruck, konstatieren schwedische Forscher.

Foto: imago/McPHOTO

Neigt man zu hohem Blutdruck, wenn man sich schon in der Jugend schneller gestresst fühlt als die Mitmenschen? Ja, vermuten der schwedische Forscher Casey Crump von der Universität Stanford und seine Kollegen, die dazu von 1969 bis 1997 eine immense Stichprobe analysiert haben. Konkret waren es knapp 1,5 Millionen 18-jährige Schweden und damit 97 Prozent dieser Bevölkerungsgruppe.

Keiner der jungen Wehrdienstpflichtigen hatte damals schon Bluthochdruck, doch ein anderer Hinweis auf die Entwicklung der Krankheit wurde dokumentiert. In einem 20- bis 30-minütigen Gespräch befragten Psychologen die Probanden über verschiedene Aspekte ihrer emotionalen Stabilität. Grundsätzlich diente der Test dazu, um einschätzen zu können, ob die jungen Männer für den Militärdienst geeignet und potenziellen Gefechtsituationen psychisch gewachsen seien. Nachdem die Männer von ihren bisherigen Erfahrungen, Erfolgen und Konflikten erzählt hatten, wurde ihnen ein Wert auf der Stress-Resilienz-Skala zugewiesen: Eins bedeutete demnach eine sehr niedrige und neun eine sehr hohe Belastbarkeit.

Die Daten wurden mit den späteren Krankenakten der Studienteilnehmer verglichen. 6,2 Prozent der Untersuchten erhielten im Lauf ihres Lebens die Diagnose Bluthochdruck, durchschnittlich im Alter von 49 Jahren. Diejenigen, die im Alter von 18 als wenig stressresistent eingeschätzt wurden, hatten auch ein erhöhtes Risiko, später hohen Blutdruck zu entwickeln. Bei den 20 Prozent der Männer, die am leichtesten unter Druck gerieten, war das Risiko um 40 Prozent höher als von jenen, die als besonders stressresistent eingestuft wurden.

Niedriger Skala-Wert und hoher BMI steigern Risiko

Auch unter Berücksichtigung anderer Einflussfaktoren blieb die Datenlage aussagekräftig. Nach der statistischen Korrektur von besonders hohem Körpergewicht, ungünstigen sozioökonomischen Faktoren und familiär bedingtem Bluthochdruck zeigte sich noch immer, dass Stressanfälligkeit in der Jugend das Bluthochdruckrisiko steigert. Zusätzlich wurde der gemeinsame Einfluss von Stressbelastbarkeit und hohem Body-Mass-Index (BMI) analysiert. Wehrdienstpflichtige mit hohem Körpergewicht und niedriger Stressresilienz hatten eine dreimal höhere Wahrscheinlichkeit, später einen hohen Blutdruck diagnostiziert zu bekommen, als ihre Kollegen mit normalem BMI und hohem Belastbarkeitswert.

Da es sich um eine Beobachtungsstudie handelt, können keine kausalen Schlüsse über Ursache und Wirkung gezogen werden. "Die Aussagekraft einer Korrelation ist bei einer derart großen Stichprobe aber nicht zu vernachlässigen und untermauert den Verdacht, dass jemand, der in jungen Jahren Schwierigkeiten mit Stress hat, mit gesundheitlichen Langzeitfolgen rechnen muss", betonen die Forscher. Die Autoren empfehlen deshalb ein frühes Management und eine verstärkte Prävention von Stress. (red, 18.2.2016)