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Intelligente Roboter könnten das menschliche Leben in Zukunft deutlich vereinfachen. Sie werden Politik und Gesellschaft aber auch vor große Herausforderungen stellen.

Kaum ein Forschungsbereich hat in den letzten Jahren so rasante und sichtbare Fortschritte gemacht wie Computerintelligenz. Roboter bewegen sich vierbeinig auf unwegsamem Terrain und finden selbstständig im Straßenverkehr ihren Weg. Komplexe Sensorensysteme lassen sie ihre Umgebung sehen und hören, neuronale Rechennetzwerke werten die Signale ähnlich aus wie ein menschliches Gehirn.

Roboter als Jobkiller

Doch was bedeuten diese faszinierenden Entwicklungen langfristig für die Menschheit? Möglicherweise nichts Gutes, warnen einige Experten. Bis zum Jahr 2045 könnte jeder zweite Mensch dank der fortschreitenden Automatisierung arbeitslos sein.

"Wir nähern uns einer Zeit, in der Maschinen in der Lage sein werden, Menschen bei der Ausführung von fast jeder Tätigkeit zu übertrumpfen", sagt Moshe Vardi von der Rice University und fordert, dass sich die Gesellschaft möglichst schnell dieser Problematik annimmt. "Wenn Maschinen in der Lage sind, fast jede menschliche Arbeit zu erledigen – was machen dann die Menschen?"

Erforschung des "Terminator"-Szenarios

Dabei, so schreibt der "Guardian", gibt es noch eindringlichere Warnungen – etwa von Astrophysiker Stephen Hawking und den Tech-Veteranen Elon Musk und Bill Gates. Hawking sieht im Fortschritt der künstlichen Intelligenz eine Gefahr für die Existenz der Menschheit, Musk spricht von "unserer größten existenziellen Bedrohung".

Der Tesla-Gründer gehört zu den Finanziers des Open-AI-Instituts, das sich voll und ganz diesem Thema widmen soll. Neben der Erforschung der Vorteile dieser Technologie wird man unter anderem der Frage nachgehen, wie man ein globales "Terminator"-Szenario vermeiden kann. Auch innerhalb der Vereinten Nationen beschäftigt sich schon eine Gruppe mit dem Thema.

"Würden Sie gegen Sexroboter wetten?"

Zeitlich näher liegt allerdings die Bedrohung vieler Arbeitsplätze. Im Bereich der Fertigung übernehmen Roboter bereits immer mehr Arbeitsplätze – vom Fließbandjob bis zur Präzisionsfertigung. Dass in den USA die Arbeitslosigkeit derzeit recht niedrig sei, kaschiere, dass Familieneinkommen schon seit den 1980ern aufgrund der Automatisierung leiden würden, führt Vardi aus. Seiner Ansicht nach ist kein Beruf langfristig vor den Robotern gefeit. "Würden Sie gegen Sexroboter wetten?", fragt der Experte. "Ich nicht."

Einer Oxford-Studie aus dem Jahr 2013 zufolge sind 47 Prozent aller Arbeitskräfte in den USA davon bedroht, durch die Maschinen ihre Arbeit zu verlieren. Die Bandbreite reicht dabei von Callcenter-Marketingmitarbeitern bis hin zu Sekretären und Köchen. Die Unternehmensberater von McKinsey gehen in einer Forschungsarbeit von vergangenem Jahr davon aus, dass bereits jetzt 45 Prozent aller beruflichen Tätigkeiten automatisierbar wären. Selbst Konzernchefs könnten schon ein Fünftel ihrer Arbeit abgeben.

Zukunftsaussichten

Bleibt die Frage, wie Politik und Gesellschaft auf die Entwicklung reagieren und wie die Zukunft aussehen wird. Dazu gibt es verschiedene Szenarien. Der Ökonom John Maynard Keynes malte einst das Bild einer Welt, in der die meisten Menschen nur noch wenige Stunden pro Woche arbeiten und ansonsten dank der Roboter ein komfortables Leben führen. Der Futurist Federico Pistono schlägt in eine ähnliche Kerbe und betrachtet Roboter als Schlüssel dafür, dass Menschen wieder mehr Zeit erhalten könnten, sich selbst zu entfalten.

Vardi gibt sich pessimistischer. "Ich sehe das nicht als vielversprechende Zukunft, da mir die Aussicht auf ein Leben voller Muße nicht erstrebenswert erscheint." Seiner Ansicht nach ist Arbeit unverzichtbar für das menschliche Wohlbefinden. Die Menschheit müsse sich die Frage stellen, wie das Leben in einer Welt ohne Arbeit aussehen wird.

Andere wiederum erwarten eine wesentlich weniger dramatische Roboterrevolution. Pulitzer-Preisträger Nicholas Carr und der Wissenschafter Edward Geist sehen die menschliche Kreativität und Intuition bei der Lösung komplexer Herausforderungen als unersetzlich an. Sie gehen davon aus, dass berechnende Maschinen mit diesen Fähigkeiten nie konkurrieren werden können. (gpi, 15.2.2016)