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Immer wieder setzen sich Frauen im Rahmen der Kampagnen von "Women to Drive" demonstrativ hinter das Steuer, hier die Aktivistin Aziza Yousef im März 2014.

Foto: AP/Hasan Jamali

München – Für das Frauenfahrverbot in Saudi-Arabien gibt es laut Außenminister Adel bin Ahmed al-Jubeir keine religiöse Begründung. "Es handelt sich um eine gesellschaftliche Frage, nicht eine Frage des Glaubens", sagte Jubeir am Freitag bei der Münchner Sicherheitskonferenz. Die saudi-arabische Gesellschaft entwickle sich.

1960 habe es keine Bildung für Frauen gegeben, inzwischen stellten sie 55 Prozent der StudentInnen im Land. In den USA habe es 100 Jahre gedauert, bis die Frauen wählen durften. "Ich sage nicht: Geben Sie mir 200 Jahre, aber schenken Sie uns etwas Geduld", sagte Jubeir. "Die Dinge brauchen Ihre Zeit, und wir müssen das akzeptieren."

Auf das Auto angewiesen

Saudi-Arabien ist durch den Ölpreisverfall in finanzielle Schwierigkeiten geraten und treibt deshalb die Diversifizierung seiner Wirtschaft voran. Dies könnte das Land langfristig dazu zwingen, auch auf die Arbeitskraft von Frauen zu setzen. Ohne öffentlichen Nahverkehr sind die Frauen allerdings auf das Auto angewiesen, um ihren Arbeitsplatz zu erreichen. Bisher dürfen Frauen in Saudi-Arabien anders als in anderen streng islamischen Ländern wie dem Iran nicht Autofahren.

"Women to Drive"

Die Bewegung "Women to Drive" setzt sich seit Jahren für die Rechte von Frauen in Saudi Arabien ein, insbesondere für das Recht, Auto zu fahren. Seit 1990 wird unter diesem Motto gegen das Frauenfahrverbot demonstriert; meist hinter dem Steuer eines Autos. Bereits bei der ersten Aktion im Jahr 1990 wurden viele Demonstrantinnen verhaftet, die letzte große Demonstration von "Women to Drive" gab es im Oktober 2013, als Aktivistinnen Frauen aufforderten, sich hinter das Steuer zu setzen.

Das Innenministerium warnte damals vor einer Teilnahme an dem Protest. Mit Strassensperren wurde die Einhaltung des Verbots überprüft, 14 Frauen wurden damals vorübergehend festgehalten. (APA, red 15.2.2016)