Einen versöhnlichen Abschluss des Damen-Bob-Bewerbs bei der WM in Innsbruck/Igls hat es am Samstagnachmittag für Christina Hengster und ihre Anschieberin Sanne Dekker gegeben. Das im ersten Lauf gestürzte ÖBSV-Duo landete auf Platz sechs, 0,85 Sekunden hinter dem Bronze-Rang. Weltmeisterin wurde zehn Jahre nach ihrem Olympiasieg die Deutsche Anja Schneiderheinze.

Hengster ging zwar als Medaillenanwärterin in ihre Heim-WM, doch die Träume waren bereits am Freitag geplatzt, als sie den ersten Lauf nach einem Sturz nur auf dem neunten Rang beendete. "Meine Schuld, ein Fahrfehler", analysierte die 30-jährige Polizistin auch am Samstag nach genauem Videostudium.

Im dritten Lauf am Samstag verbesserten sich die Lokalmatadorinnen zwar auf Platz fünf, mussten diesen Rang aber im finalen Durchgang wieder abgeben. "Vor den Läufen am Samstag haben wir gesagt, dass der sechste Rang super wäre, also sind wir jetzt auch zufrieden. Auch wenn beide Male der Start nicht gut war", bilanzierte Hengster.

Ausblenden

Den Sturz und seine Folgen konnte das Duo ausblenden. "In der Nacht habe ich schon ein paar Mal daran gedacht, was wäre wenn gewesen", sagte die 22-jährige Dekker, die aus den Niederlanden stammt und in Innsbruck studiert. Auch die Sturzfolgen mit Prellungen und vielen blauen Flecken waren am Start kein Problem. "Da waren wir nur fokussiert", meinte Dekker.

Den Weltmeistertitel sicherten sich die Favoritinnen Anja Schneiderheinze/Annika Drazek in 3:32,38 Minuten. Für die 37-jährige Schneiderheinze war es nach Olympia-Gold 2006 und WM-Titel 2005 jeweils als Anschieberin der erste große Titel als Pilotin.

WM-Silber ging an Kaillie Humphries, die zweifache Weltmeisterin und Olympiasiegerin, und Mellisa Lotholz (CAN/+0,33 Sek.), Bronze an Titelverteidigerin Elana Meyers Taylor/Lauren Gibbs (USA/0,49). Der zweite ÖBSV-Bob mit den Nachwuchshoffnungen Katrin Beiler/Karlien Sleper wurde 14. (3,14). "Ein Superergebnis für uns", kommentierte die 22-jährige Niederösterreicherin Beierl.

Deutschland dominiert

Bei den Herren lagen Benjamin Maier/Markus Sammer nach den ersten beiden Läufen mit einem Rückstand von 0,66 Sekunden auf Platz elf. Der zweite Bob mit Markus Treichl und Franz Esterhammer war 27. (1,93) unter 34 gestarteten kleinen Schlitten.

Die besten Positionen hatten zur Halbzeit erwartungsgemäß die deutschen Schlitten mit Johannes Lochner/Joshua Bluhm (1:43,12 Min.) und Titelverteidiger Francesco Friedrich/Thorsten Margis (+0,15) inne, die Letten Oskars Melbardis/Daumants Dreiskens (0,17) waren Dritte. Die Finalläufe starten am Sonntag ab 9.30 Uhr.

Edelmetall möglich

Hengster hegt Hoffnungen, die Heim-WM trotzdem noch mit einer Medaille abzuschließen, wenn am Sonntag (ab 15 Uhr) der Teambewerb steigt. "Wir haben sicher eine starke Mannschaft, Edelmetall ist möglich", bestätigte die Tirolerin. Im Teambewerb geht Hengster im Zweierbob an den Start, den 2er der Männer wird Maier bestreiten. Und die Skeletonläufe bestreiten Janine Flock und Matthias Guggenberger.

In der kommenden Woche wird die Heim-WM in Igls von Freitag bis Sonntag mit den Skeleton-Rennen (Damen und Herren) und dem Viererbob-Bewerb abgeschlossen. Für Österreich ergibt sich dabei eine weitere Medaillenchance durch die Tirolerin Janine Flock im Skeleton. Die 26-jährige Weltcup-Gesamtsiegerin der Vorsaison zeigte zuletzt aufsteigende Form und krönte sich erst vergangene Woche in St. Moritz (SUI) mit ihrem zweiten Weltcup-Sieg zum zweiten Mal zur Europameisterin. (APA, 13.2.2016)

Samstag-Ergebnisse der Bob-Weltmeisterschaften in Innsbruck-Igls:

Damen, Zweierbob – Endstand nach vier Läufen: 1. Anja Schneiderheinze/Annika Drazek (GER) 3:32,38 Minuten – 2. Kaillie Humphries/Melissa Lotholz (CAN) 0,33 Sek. zurück – 3. Elana Meyers Taylor/Lauren Gibbs (USA) 0,49 – 4. Stephanie Schneider/Lisa Marie Buckwitz (GER) 1,01 – 5. Jamie Greubel Poser/Cherrelle Garrett (USA) 1,23 – 6. Christina Hengster/Sanne Dekker (AUT) 1,34. Weiter: 14. Katrin Beierl/Karlien Sleper (AUT) 3,14