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Stürmische Zeiten für die Deutsche Bank. Das größte deutsche Bankhaus ist immer noch mit den Aufräumarbeiten aus den letzten Jahren beschäftigt. Das drückt aufs Geschäft und lässt das Vertrauen der Anleger auf bessere Zeiten immer mehr schwinden.

Berlin – Manche Aussagen von Josef Ackermann sind unvergessen. "Ich würde mich schämen, wenn wir in der Krise Staatsgeld annehmen würden", sagte der damalige Chef der Deutschen Bank im Jahr 2008, als viele Banken weltweit genau diese Unterstützung der öffentlichen Hand brauchten.

Einen solchen vor Selbstsicherheit strotzenden Satz wird man vom derzeitigen Chef des größten deutschen Bankhauses, John Cryan, wohl nicht hören. Zum einen, weil der Brite ein deutlich zurückhaltenderer Mann als der Schweizer Ackermann ist. Und zum anderen, weil die Zeiten für derlei Sprüche vorbei sind.

In den vergangenen Wochen legte die Deutsche Bank eine Talfahrt hin, die ihresgleichen sucht. Seit Jahresbeginn brach der Wert an der Börse um 40 Prozent ein und notierte am Dienstag bei 19 Milliarden Euro, somit am tiefsten Stand seit Anfang der Neunzigerjahre. Zum Vergleich: Im April 2015 war die Deutsche Bank noch 45 Milliarden Euro wert.

Viele Altlasten

Cryan, der am 1. Juli 2015 die Führung von Anshu Jain übernahm, kämpft nach wie vor mit einer Menge von Altlasten. Seit 2012 hat die Bank Strafen in Höhe von 12,7 Milliarden für Fehlverhalten aus den vergangenen Jahren (Zinsmanipulationen, Umsatzsteuerbetrug oder dubiose US-Immobilienkredite) ausgegeben.

Ein Ende ist noch nicht in Sicht, und das drückt aufs Geschäft. Für das Jahr 2015 musste die Bank ein Rekordminus von 6,8 Milliarden vermelden, während US-Banken Milliardengewinne einfuhren. Die Flucht der Anleger beunruhigt bereits die deutsche Wirtschaft. "Uns macht natürlich Sorgen, was da geschieht", sagt der Hauptgeschäftsführer des Deutschen Industrie- und Handelskammertages (DIHK), Martin Wansleben.

Mittelstand braucht Darlehen

"Es gibt überhaupt keinen, der sich darüber freuen kann." Die vielen mittelständischen Unternehmen in Deutschland seien schließlich darauf angewiesen, dass "Banken ausreichend Darlehen geben". In den deutschen Medien wurde diese Woche auch ein anonymer Großaktionär des Geldhauses mit folgenden Worten zitiert: "Die Investoren haben komplett den Glauben an die Bank verloren." Dazu kommt, dass Cryan bis jetzt noch keine überzeugende Strategie erkennen lassen hat, wie sein Haus in Zukunft wieder Geld verdienen will.

Nicht unbedingt zur Beruhigung trug eine ungewöhnliche Maßnahme Cryans am Montag bei. Er versicherte öffentlich, dass sein Institut zahlungsfähig sei, und erklärte in einer Mitteilung an die Mitarbeiter: "Sie können Ihren Kunden mitteilen, dass die Deutsche Bank angesichts ihrer Kapitalstärke und ihrer Risikoposition absolut grundsolide ist."

Nun scheint die Bank Vertrauen auch im wahrsten Sinne des Wortes zurückkaufen zu wollen. Die Financial Times berichtete am Mittwoch, Cryan plane, eigene Schulden in Milliardenhöhe zurückzukaufen. Mit dem Rückkauf von Anleihen unter dem Nennwert wolle die Bank sparen und die Kapitaldecke aufstocken. Das Institut kommentierte den Bericht nicht, doch er schien Signal genug zu sein. Am Mittwoch legte das Papier an der Frankfurter Börse wieder um zehn Prozent zu. (Birgit Baumann, 11.2.2016)