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John Kasich hat sich in die nächsten Vorwahlen gerettet.

Foto: Andrew Burton/Getty Images/AFP

Ins Weiße Haus schaffte es John Kasich bereits vor 45 Jahren: In seinem ersten Studienjahr bat er US-Präsident Richard Nixon um ein Treffen. "Meine Eltern würden es erlauben und meine Noten nicht darunter leiden", versicherte der damals 18-Jährige. Nixon empfing ihn tatsächlich, und das Gespräch dauerte schließlich 20 anstatt nur fünf Minuten.

Nun scheint Kasich selbst im Rennen ums Weiße Haus nicht mehr ganz chancenlos: Zwar weit abgeschlagen, aber auf dem überraschenden zweiten Platz landete der 63-jährige Gouverneur aus dem Swing State Ohio bei der Vorwahl in New Hampshire.

Mehr als drei Jahrzehnte ist er bereits im Politgeschäft, aber stets zurückhaltend. Auch in diesem Wahlkampf gingen seine nüchternen, positiv formulierten Botschaften neben den Aufregern von Mitbewerbern wie Donald Trump oder Ted Cruz unter.

Bei der Vorwahl im US-Bundesstaat Iowa lächelte Marco Rubio zunächst noch als strahlender Dritter vom Podium und wurde als moderater Favorit der Republikaner gehandelt. Nach der vergangenen TV-Debatte ist der junge Senator aus Florida aufgrund seiner einstudierten Antworten aber nur noch unter dem Spitznamen "Marcobot" bekannt.

Bereits 1997 überlegte der eigentlich für sein hitziges Temperament bekannte Kasich, sich für die republikanische Präsidentschaftskandidatur zu bewerben, entschloss sich aber schließlich dagegen und unterstützte George W. Bush. In sein Political Action Committee holte er sich vergangenes Jahr Fred Davis, der schon Bushs Kampagne betreut hatte.

In vielen Bereichen ist Kasich, jahrelang Kommentator bei Fox News, auf Linie mit der Grand Old Party: Er unterstützt die Todesstrafe und lehnt Abtreibungen ab. Er spricht sich gegen die gleichgeschlechtliche Ehe aus, hat aber die Hochzeit eines befreundeten homosexuellen Paares im Juli besucht. Bei den Themen Migration und Klimawandel hört man von ihm vergleichsweise moderate Töne. Die "New York Times" bezeichnete Kasich zuletzt als "die einzig mögliche Entscheidung" für Republikaner, die von "Extremismus und Unerfahrenheit" genug hätten.

Zum Verhängnis könnten dem verheirateten Vater zweier Töchter seine Verbindungen zur Wall Street werden: Bei Lehman Brothers war er von 2001 bis zum Zusammenbruch der US-Bank 2008 als Investmentbanker tätig und kassierte auch gegen Ende noch Boni in der Höhe von mehreren Hunderttausend US-Dollar. Das dürfte wohl auch wieder Thema bei der nächsten republikanischen TV-Debatte am Samstag sein. Seine Performance wird womöglich darüber entscheiden, ob er weiter aufsteigt oder – ähnlich wie der frühere Hoffnungsträger Rubio – kläglich scheitert. (Noura Maan, 10.2.2016)