Anleger werden derzeit mit den Aktienkursen ordentlich gebeutelt. Das Jahr hat ausgehend von einer rasanten Talfahrt in China miserabel begonnen, um dann im Februar in noch tiefere Gemütslage zu fallen. Die von Experten genannten Gründe für die Schwäche an den Börsen sind trivial. Der schwache Ölpreis gehört ebenso ins Argumentarium wie die holprige Konjunktur in China und eine drohende Ansteckung der Industriestaaten.
Wenig einleuchtend an diesen Stehsätzen ist der Umstand, dass diese Faktoren schon reichlich lange bekannt sind. Steckt also mehr hinter der aktuellen Baisse? Das ist jedenfalls zu befürchten. In den vergangenen Jahren haben Notenbanker und Politiker nämlich einen ziemlich bedrohlichen Cocktail gemischt. Seine Zutaten: Schulden und Geldspritzen. Ein ständiger Zufluss an Liquidität ermöglicht es den Staaten, auf großem Fuß zu leben. Auf Pump, versteht sich. Und ein ständiger Zufluss an Liquidität trug maßgeblich dazu bei, dass Aktien und Anleihenkurse nur eine Richtung kannten: nach oben.
Zwar gab es – wie im vergangenen Sommer – immer wieder kleinere Gewitter. Doch eine nachhaltige Korrektur, geschweige ein Crash blieben aus. Es wäre also kein Wunder, wenn die Zeit für eine realistischere Bewertung der Assets jetzt langsam reif werden sollte. Zu hoffen bleibt, dass diese Normalisierung nicht schockartig erfolgte. Und dass die Politik die richtigen Lehren daraus zieht. (Andreas Schnauder, 9.2.2016)