Toronto – Gehirnerschütterungen erhöhen das Suizidrisiko einer kanadischen Studie zufolge um das Dreifache. Die Ergebnisse der am Montag im "Canadian Medical Association Journal" erschienenen Studie bestätigen frühere Untersuchungen, wonach Gehirnerschütterungen dauerhafte physiologische Veränderungen auslösen können, die selbst durch bildgebende Verfahren unentdeckt bleiben. Es soll sich dabei um Störungen des zum Wohlbefinden beitragenden Botenstoffs Serotonin im Hormonhaushalt handeln.

"Weil die Symptome wie Schwindel oder Kopfschmerzen nach einer Gehirnerschütterung rasch verschwinden, neigen die Ärzte dazu, deren verhängnisvolle Auswirkungen zu unterschätzen", sagt Studienleiter Donald Redelmeier von der Universität Toronto. Eine stärkere Beachtung der Folgen von Gehirnerschütterungen könnte seiner Einschätzung zufolge die Wirksamkeit von Suizidprävention verbessern. In Kanada gebe es jährlich 400.000 Fälle von Schädel-Hirn-Trauma, in den USA vier Millionen.

Suizid gehört in beiden Ländern zu den häufigsten Todesursachen. Im Jahr 2010 waren es in Kanada 3.951, in den USA 38.364 Fälle. Die Autoren der Studie untersuchten die Krankengeschichte von 235.110 Patienten, die sich während eines Zeitraums von 20 Jahren in der kanadischen Provinz Ontario eine Gehirnerschütterung zuzogen. Das Durchschnittsalter der Studienteilnehmer lag bei 41 Jahren. Das Suizidrisiko war laut Analyse am größten, wenn Patienten am Wochenende eine Gehirnerschütterung erlitten hatten. (APA, AFP, 9.2.2016)