Lilian Sukis (Angele Didier), Erich Kunz (Fürst Basil Basilowitsch), Eberhard Wächter (Graf René).

ORF/Unitel

Helga Papouschek (Juliette Vermont), Lilian Sukis (Angele Didier).

ORF/Unitel

Alles ist ein Produkt seiner Zeit. Das Nylonhemd und der Jutesack, der Kelomat und das Bakelittelefon. In ihnen drückt sich der Geist einer Zeit aus. Auch Kunstwerken haftet die Ära ihrer Entstehung an, umso mehr, wenn es sich dabei um ein charakterstarkes Jahrzehnt wie das der 1970er handelt.

Anno 1973 wurde die Lehár-Operette Der Graf von Luxemburg verfilmt. Angesiedelt um die Jahrhundertwende, erzählt sie von einer temporären Scheinehe. Die einander un bekannt bleibenden Gatten verlieben sich unversehens inkognito allerdings doch ineinander.

In Wolfgang Glücks Verfilmung verschmelzen Jahrhundertwende und 1970er-Jahre zu einem halsbrecherischen Stilmix, der historische Faltkamera und Flokati-Look miteinander bekanntmacht. Es bereitete am Sonntag detektivisches Vergnügen, sich im Ausstattungswiglwagl dieses Films aus der ORF-3-Reihe Operette sich, wer kann zu wiegen.

Das Antlitz des Grafen (Eberhard Wächter), braungebrannt und mit blonder Föhnfrisur, ähnelt Hansi Hinterseer; die unwissentlich Angetraute (Lilian Sukis) trägt schneeweißen Jetset-Pelz. Und im Atelier des Bohememalers Armand (Peter Fröhlich) und seiner Freundin (Helga Papouschek) hat niemand Geringerer als Ringo Starr sein Unwesen getrieben.

Vermutlich ist die Filmcrew täglich in Holzclogs und auf Bonanzafahrrädern zum Set gepilgert, wo schon die Räucherstäbchen glühten. Es fiel dann einfach nicht mehr auf, dass dicke, fette Elvis-Koteletten und lange Wuschelhaare mit den Corsagen und bodenlangen Rüschenkleidern des Fin de Siècle wenig harmonieren. In einer Neuverfilmung (sie steht nicht bevor) hätte der Graf vermutlich einen Hipsterbart. (Margarete Affenzeller, 9.2.2016)