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Der Drive von Silicon Valley bringt nicht nur innovative Start-ups hervor, er gab sogar Anlass zu einer gleichnamigen US-Fernsehserie, in der sich alles um den Hightech-Standort in Kalifornien dreht.

reuters/stapleton

Wien – Die Wirtschaftskammer jubelt: Die Zahl der Unternehmensgründungen ist 2015 im Vergleich zum Jahr davor um knapp fünf Prozent auf 29.561 gestiegen. Dabei gibt es kaum Grund zur Freude, denn im internationalen Vergleich hinkt Österreich hinterher: Laut Werner Hölzl, der am Wirtschaftsforschungsinstitut über Innovation forscht, gibt es wenige europäische Länder, deren Gründungsquote hinter diesem Wert zurückbleibt. Rund 7,5 Prozent aller Unternehmen werden hierzulande pro Jahr neu gegründet. Mehr als drei Viertel davon sind Ein-Personen-Unternehmen.

Der STANDARD liefert einen Überblick über die wichtigsten Faktoren für die Gründungsfreude.

  • Gewerbeordnung Hohe Zugangshürden für bestimmte Berufe sind einer der meistgenannten Kritikpunkte. Für reglementierte Gewerbe muss ein Befähigungsnachweis – etwa eine abgelegte Meisterprüfung – vorgebracht werden. Arbeiter- und Wirtschaftskammer warnen regelmäßig vor negativen Folgen einer Liberalisierung. Zum einen wird mit der Qualitätssicherung argumentiert. Außerdem damit, dass eine Freigabe der Gewerbetätigkeit das duale Ausbildungssystem gefährden würde. Die Anreize, eine Lehre oder eine Meisterprüfung abzulegen, würden sinken.

  • Bürokratie Oft wird der bürokratische Aufwand bei der Gründung eines Unternehmens bemängelt. Im EU-Schnitt beträgt der Zeitaufwand für die Gründung 3,5 Tage, in Österreich sind es zehn. Hier soll es nach den Plänen der Regierung bald Erleichterungen geben: Muss man bisher zum Notar, um sich dort die Firmenbucheintragung beglaubigen zu lassen, soll das in Zukunft per Handysignatur am Computer möglich sein.
    Außerdem soll die Genehmigung von Betriebsanlagen (Werkstätte, Verkaufslokal etc.) durch Bau-, Wasser, Naturschutz- und Gewerbebehörden zentral über die Bezirkshauptmannschaften beziehungsweise die Magistrate abgewickelt werden. Die durchschnittliche Dauer des Genehmigungsprozesses soll so von 90 auf 40 Tage sinken

Abgesehen von diesen großen Brocken gibt es eine Reihe von Einzelmaßnahmen, die die Gründerquote steigen lassen sollen. Einige wurden in den vergangenen Jahren umgesetzt:

  • Crowdfunding 8,1 Millionen Euro betrug das Finanzierungsvolumen, das Betriebe im Vorjahr mittels sogenannter Schwarmfinanzierung gesammelt haben. Das im September in Kraft getretene Alternativfinanzierungsgesetz bescherte damit zwar einen neuen Rekord. Im Verhältnis zu den 75 Milliarden Euro, die in Österreich insgesamt pro Jahr investiert werden, ist das aber vernachlässigbar. Außerdem entfällt die Finanzierungssumme nur zu einem kleinen Teil auf Neugründungen.

  • GmbH light 2013 wurde eine neue Rechtsform eingeführt, die ein Mindeststammkapital von 10.000 Euro vorsieht; im Vergleich mit 35.000 Euro bei einer herkömmlichen GmbH. Auch die Mindestkörperschaftsteuer wurde von 1750 Euro auf 500 Euro gesenkt. Die GmbH light führte aber in erster Linie zu Umgründungen. Weil dem Finanzminister dadurch Steuern entgingen, wurde die Änderung wieder entschärft. Beim aktuellen Anteil von GmbHs an allen Unternehmen von rund 13 Prozent war man jedenfalls schon vor zehn Jahren – ganz ohne Reform. Laut Wifo-Mann Hölzl ist die Light-Variante für jene Gründungen, für deren Größe eine GmbH Sinn macht, nicht relevant.

  • Gesellschaftssteuer Zu Jahresbeginn wurde mit der Steuerreform die einprozentige Gesellschaftsteuer gestrichen. Die Kosten der Errichtung einer GmbH mit 35.000 Euro Stammkapital verringern sich somit um 350 Euro.


Weitere Reformfelder gäbe es genügend, etwa die Insolvenzordnung. Außerdem findet sich auf dem Wunschzettel der Wirtschaftskammer: ein Beteiligungsfreibetrag und eine automatische Lohnnebenkostenbefreiung für den ersten angestellten Mitarbeiter im Jahr nach der Gründung. (Simon Moser, 8.2.2016)