Burgenland und Kärnten haben manches gemeinsam: ausgeplünderte Banken; Politiker, die sich das nicht erklären können; eine grenzwertige Mentalität ihrer Untertanen; rechtslastige politische Kultur. Im Burgenland wurde das verkörpert durch Theodor Kery und seine Epigonen, in Kärnten durch Leopold Wagner und seine Epigonen, darunter Jörg Haider; beide Bundesländer haben Landeshauptstädte, die sich gegen die Errichtung von Stadtbibliotheken wehren, was wie ein Witz klingt, aber keiner ist. Dafür verkommen die Landespolitiken, da wie dort, zum Witz.

Ihre Geschichte nach dem Weltkrieg war geprägt von Transformation der feudalen Prägung in eine Parteienherrschaft, autoritäre Modernisierung unter der Führung von Alt-NSDAPlern, Auslagerung kritischen Potenzials nach Wien, Einlagerung von Parteipolitik ins Schulsystem, Auslagerung der Gelder der Landesbanken und Einlagerung großzügiger Alimente von Bund und EU, weil es sich ja um arme Länder handelt.

Auslagerung von Europäizität und Weltoffenheit; Einlagerung von Polizeikräften für den Abwehrkampf. So wird kolportiert, dass sich Burgenlands Landeshauptmann Hans Niessl in seinem Büro mit Kripo-Leuten umgeben hat.

Halbstarke Rhetorik

Während die Rhetorik der Kärntner Politiker angesichts des finanziellen Bankrotts schon etwas demütiger geworden ist, gebärden sich die burgenländischen noch halbstark. Vor dem weiten und offenen Horizont Pannoniens werden Szenarien der Bedrohung und natürliche Ängste für eine weitere Verengung des politischen Lebens genutzt.

Das nützt vor allem dem gut alimentierten politischen Apparat, der sich anschickt, das Burgenland zum rundum gesicherten Konzern umzuformen, dabei aber wohl nicht auf die Idee kommen wird, dass ein Konzern zwar ein gutes Management, nicht aber einen kompetenzlosen Landtag oder parteipolitische Kommissare für das Schulwesen braucht. Ganz zu schweigen von Landesbehörden, die nicht fähig sind, Anträge ohne Stallgeruch der Partei zu bearbeiten.

Wie alle Menschen dieser Welt brauchen die Menschen im Burgenland und Kärnten ein Land zum Leben, das heißt einen Boden, auf dem sie verweilen können; eine Landschaft, die sie und ihre Touristen erfreut; eine Landwirtschaft, die sie und andere ernährt; ein Heimatland, das Landesbürgern wie Asylanten Weltvertrauen schenkt;

Neue Ländlichkeit

Schön wäre eine neue Ländlichkeit als Ausdruck für ein modernes Leben, das die Welt weniger belastet. Eine Ode von 1751 besagt: "Was ist ein Land, dem sonst nichts fehlt, als nur die Freiheit der Gedanken? Es ist bei allem Überfluss ein finstrer, knechtscher Erdboden" (Oden, Lieder und Erzählungen; Johann L. Huber, 1751).

Burgenland und Kärnten sind belastet von Machtarroganz und Politikversagen. Der weltweiten Banken- und Finanzkrise war man einen Schritt voraus. Man kann ja nicht ewig rückständig sein, und warum sollte man, wenn die Zivilgesellschaft, wie man den Untertanenverband heutzutage nennt, eh lieber den unfassbaren internationalen Finanzkapitalismus als Teufel an die Wand malt, als die Verhältnisse im eigenen Haus anzufassen?

Auch von den neuen Bildungsdirektionen, wie sie vorbereitet werden, wird man kaum erwarten können, dass sie im Burgenland und Kärnten oder sonst wo den Übergang in eine Zukunft ohne Landespolitik gestalten werden.

Aufhebung der Bundesländer

Die Aufhebung der Länder Burgenland und Kärnten ist aber, als erster Schritt, eine dringende Angelegenheit für die Republik und bedeutet eine Aufgabe für die politische Bildung. Es geht darum, außer Kraft zu setzen, was belastet, und aufzuwerten, was sich bewährt hat. Das wären Kärntner Nudeln, die Martinigans, der Villacher Fasching und der eine oder andere Burgenländerwitz. (Hans Göttel, 7.2.2016)