Voll auf Zug: Kjetil Jansrud.

Weite Sätze sind in Jeongseon keine Seltenheit.

Foto: AFP/ JUNG YEON-JE

Pyeongchang/Jeongseon – Kjetil Jansrud hat am Samstag auf der Olympiastrecke für 2018 in Jeongseon seinen ersten Abfahrtssaisonsieg gefeiert. Der Norweger gewann in 1:41.38 Minuten 20 Hundertstelsekunden vor dem Italiener Dominik Paris. Dritter wurde der US-Amerikaner Steven Nyman (+0,41 Sek.). Hinter dem Italiener Peter Fill (0,47) und dem Schweizer Beat Feuz (0,49) landete Otmar Striedinger als bester ÖSV-Läufer auf Platz sechs. Romed Baumann (+0,78) belegte Rang neun. Hannes Reichelt (0,86) musste sich mit Platz zwölf begnügen.

Sechs von acht Abfahrtssiegen an Norwegen

Jansrud sorgte mit seinem 13. Weltcuperfolg für den 17. Saisonsieg der norwegischen Herren, die sechs der bisherigen acht Abfahrten für sich entscheiden konnten. Im Abfahrtsweltcup führt immer noch der wegen eines Kreuzbandrisses mittlerweile zum Zuschauen verdammte Norweger Aksel Lund Svindal mit 436 Punkten vor Fill (365) und Jansrud (327).

"Ich bin glücklich, dass ich nun auch endlich mein erstes Speedrennen in diesem Winter gewonnen habe", sagte Jansrud, der wie seine Podiumskollegen "viel Spaß" mit der neuen Strecke hat. "Ich mag den Berg, er ist cool", meinte Paris. "Ich genieße die Abfahrt hier, auch wenn sie etwas kurviger als andere ist. Du musst clever fahren", erklärte Nyman nach dem historischen Rennen, fand doch erstmals eine Weltcup-Abfahrt in Südkorea statt.

Dem Kärntner Stiedinger fehlten auf der von Bernhard Russi designten Abfahrtstrecke am 1.561 m hohen Gariwang-san nur 11/100 auf Platz drei, im Weltcup war er bisher nur dreimal besser als Sechster. "Das war ein gutes Rennen. Natürlich findet man, wenn man will, das eine oder andere noch, aber ich darf nicht unzufrieden sein", sagte der 24-Jährige.

Sprünge am Limit

Die Sprünge seien am Limit gewesen, meinte Striedinger: "Überhaupt von der Höhe her, die Weite hätte es vertragen. Die Belastung beim Aufsprung auf dich ist um einiges höher, als wenn du von weiter oben kommst." Dem stimmte auch Hannes Reichelt zu, der als Zwölfter 0,86 Sekunden Rückstand hatte. "Ich habe gestern das Knie schon ziemlich gespürt, das ich in Kitzbühel beleidigt habe. Das geht auf Hüfte und Knie, aber während des Fahrens spürt man nichts. Es sind halt die Nachwehen."

Romed Baumann ärgerte sich, weil weil er "schon um das Stockerl mitfahren" hätte können. "Da wäre mehr drinnen gewesen, das wurmt mich. Aber es ist einfach eine Saison, wo nichts von alleine geht."

Auf Rang 24 kam Klaus Kröll. Auch er weiß, dass die mit vielen Kurven, Wellen und Sprüngen gebaute Strecke keine Fehler verzeiht: "Es ist schwierig, auf dieser Abfahrt schnell zu sein. Ich bin genau eine Kurve nicht sauber gefahren". Die Sprünge waren auch nach seiner Meinung "generell am Limit". Sie gehen an die 50, 60 m Meter weit.

Kilde im Glück

Kopfschüttelnd verließ Vincent Kriechmayr (29.) den Zielraum. "Irgendwas ist heute schief gelaufen. Ich muss das analysieren. Ich bin ratlos. Mit einem kleinen Fehler lässt sich so eine Schnalze nicht erklären. Morgen ist alles anders", hoffte er auf den Super-G am Sonntag. Patrick Schweiger kam über Platz 38 nicht hinaus. Die spektakulärste Aktion lieferte Garmisch-Sieger Kilde, der bei der Landung nach einem Sprung einen Ski verlor und die brenzlige Situation ohne Sturz meisterte.

Abfahrts-Weltcuptour in Asien?

Gian Franco Kasper, der Präsident des Internationalen Skiverbands (FIS), wünscht sich indes, dass regelmäßig Weltcup-Abfahrten in Asien stattfinden. "Ich träume von einer Abfahrts-Weltcuptour in Asien. Wir haben Kurse in Japan, nun in Südkorea und sehr bald mit Olympia auch in China".

Die Wiederbenützung der extra für Olympische Spiele gebauten Kurse sei immens wichtig. "Aber es geht nicht nur um die Abfahrt, sondern um alle Sportstätten", fügte er hinzu. Auch für den Tourismus seien die Anlagen wichtig. "Wir haben eine ausgezeichnete Chance auch hier in Asien, wir brauchen hier Wintersportmöglichkeiten."

Die Skigebiet in Jeongseon entstand extra für Olympia, noch gibt es keine Pläne für die Nachnutzung. Im Gegenteil, es gibt Gerüchte, dass man einen Rückbau vornehmen will, liegt das Alpin-Zentrum doch in einem geschützten Gebiet. (APA/red, 6.2.2016)