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Gummistiefel, Rauschebart, verquere Rhetorik: Vermin Supreme will US-Präsident werden.

Foto: Reuters/Snyder

Sein Kopfschmuck: markant. Seine Forderungen: haarsträubend. Seine Rhetorik: zwischen Wahnwitz und Heilsversprechen oszillierend. So weit, so normal, Wahlkampf ist's zwischen Alaska und Texas, und der hat noch jedes Mal obskure Figuren gebracht.

Und doch ist nicht etwa von Donald Trump die Rede – derzeit Amerikas bekanntester Exzentriker und Gottseibeiuns im Politbusiness. Im Gegensatz zum Tycoon aus New York bezeichnet Vermin Love Supreme (54) – Markenzeichen: umgedrehter Gummistiefel auf dem Kopf – seine Bewerbung als Präsidentschaftskandidat offen als Aktionskunst. Und anders als Trump ist Supreme – verheiratet, keine Kinder – in Sachen Wahlkampf alles andere als ein Greenhorn. Schon 2004, 2008 und 2012 nahm er an Vorwahlen teil – zuerst als Demokrat, dann als Republikaner, nun wieder als Demokrat.

Jon Hopwood

So situationselastisch Supreme sich in puncto Partei gibt, so konsistent ist seine politische Mission: Als Präsident würde er alle US-Bürger per Gesetz zum täglichen Zähneputzen zwingen, verkündete er schon im vergangenen Wahlkampf. Diesmal sollen Kleinpferde Supremes Galopp ins Weiße Haus sichern: Jedem Amerikaner sein Pony, so die Parole. Freilich nicht bloß zum Zeitvertreib, sondern auch, um Amerikas Abhängigkeit vom Erdöl zu beenden.

Auch außenpolitisch soll Amerika mithilfe der possierlichen Tiere wieder großartig werden. Dem IS-Terror will Supreme mittels Pony-Bomben, -Drohnen und -Panzern den Garaus machen. "Wenn wir Ponys haben, meine Freunde, werden wir eine wunderbare Zeit haben."

Der bekennende Anarchist glaubt an Zombies und würde die Welt per Zeitmaschine sicherer machen, etwa indem er Adolf Hitler als Baby tötet. 2011 unterstützte er die kapitalismuskritische Occupy-Bewegung in seiner Heimat Massachusetts. Seine Kampagne finanziert Supreme bisher allein durch Spenden, zugleich bemüht er sich aber um Mittel aus der Kulturförderung.

Während Trump allen Unkenrufen aus Iowa zum Trotz weiter zu den Favoriten bei den Republikanern zählt, dürfte der Satiriker den demokratischen Spitzenreitern Hillary Clinton und Bernie Sanders eher moderates Kopfzerbrechen bereiten: Bei der Vorwahl der Demokraten in New Hampshire 2012 reichten Supremes 833 Stimmen immerhin für den dritten Platz. Das muss der jüngst in Iowa etwas zerzauste Immobilienmogul mit dem blonden Haarschopf erst einmal nachmachen. (Florian Niederndorfer, 6.2.2016)