Der Klagenfurter Gert Jonke, porträtiert von der Künstlerin Bella Ban.

Foto: Bella Ban

Klagenfurt – Die schönste Aufgabe der Literatur bestünde, wie Novalis sagte, darin, "mit Bewusstsein jenseits der Dinge zu sein", also das Hamsterrad der sinnlosen Beschleunigung augenblicksweise zu verlassen und die eigenen Empfindungen und Wahrnehmungen neu zu justieren.

Das hat Gert Jonke, der am 8. Februar siebzig geworden wäre, getan. Er verzauberte die Welt, und dieser Zauber wirkte doppelt: unheimlich und schön. Einerseits zog er seinen Lesern den Boden unter den Füßen weg. Sie wussten nicht mehr, was wirklich war und was eingebildet. Andererseits fing mit diesem Zauber die Welt auf einmal zu singen an, man konnte sie anders sehen. Und man sah auch sich selbst ein bisschen anders.

Jonke war, so Elfriede Jelinek anlässlich seines Todes, "einer der größten Sprachkünstler". Anlässlich seines siebzigsten Geburtstages veranstaltet das klagenfurter ensemble in Kooperation mit dem Robert Musil-Institut zwei Jonke-Abende, die seine "Empfindung von überlagerten wandernden Tonwolken und sich ballenden Klangnebel" auf der Bühne des Theaters Halle 11 spürbar machen.

Am 6. Februar werden im Theater Halle 11 unter dem Titel "Das Vergessen kann in diesem Fall nicht möglich sein" Texte von und über Gert Jonke von Schriftstellern, Musikern und Schauspielern gelesen und interpretiert. Eigens für diese "Jonke – Gedächtnisfeier" (Elfriede Jelinek) haben Anna Baar, Christoph W. Bauer, Alois Hotschnig, Elfriede Jelinek und Josef Winkler Texte verfasst.

Am 8. Februar, um 20 Uhr, kommt am selben Ort Gert Jonke selbst zu Wort: Der Schauspieler Alexander Mitterer wird, begleitet von Karen Asatrian am Klavier, sein Melodram für Lorenzo da Ponte Seltsame Sache in einer szenischen Lesung aufführen. (Wilhelm Huber, 5.2.2016)