Um 319 Euro monatlich gibt es diesen Doppelzimmerplatz in einem Studentenwohnheim in Wien. Trotz mangelnder Privatsphäre entscheiden sich viele für ein Zweibettzimmer.

Foto: home4students

Monatlich 207 Euro kostet ein Doppelzimmer im ÖJAB-Haus Peter Jordan.

Foto: ÖJAB

Zwei Betten, zwei Schreibtische, zwei Kleiderschränke und ein kleines Fenster in der Dachschräge. Als Magdalena zum Studium nach Wien kam, teilte sie sich ein 18 Quadratmeter großes Zimmer mit einer von der Heimleitung zugeteilten Mitbewohnerin. Wie ihr geht es vielen Studierenden in Wien. Die Nachfrage nach Einzelzimmern ist groß, sie kosten zwischen 36 und 120 Euro monatlich mehr als der Platz im Doppelzimmer. Den höheren Preis würden viele in Kauf nehmen, doch Einzelzimmer sind knapp. Vor allem ältere Studentenheime sind hauptsächlich mit Doppelzimmern ausgestattet.

"Nie wieder" ins Doppelzimmer

Heimplätze im Zweibettzimmer gibt es in Wien zwischen 207 und 345 Euro pro Monat. Warum es vielen Studenten wert ist, über 300 Euro für ein geteiltes Zimmer zu zahlen, erklärt die Musikstudentin Katharina dem Standard. Sie hat bereits in einem 20 und einem zwölf Quadratmeter großen Doppelzimmer gelebt, heute wohnt sie im Einzelzimmer. "Im Studentenwohnheim ist alles inklusive, man muss sich nicht – wie in einer WG – um Nebenkosten oder eine kaputte Therme kümmern, deshalb lebe ich gerne hier." Ins Doppelzimmer würde sie dennoch nie wieder ziehen. "Auch wenn man sich mit dem Mitbewohner gut versteht, braucht man hin und wieder Zeit für sich." In ihrer Zeit im Zweibettzimmer litt sie an Schlafstörungen.

Ähnlich ging es auch Boku-Studentin Magdalena: "Als Student hat man einen ungeregelten Tagesablauf. Meine Mitbewohnerin ist oft mitten in der Nacht nach Hause gekommen und hat das Licht aufgedreht oder geduscht, da kann man unmöglich nebenher schlafen." Magdalena hat schon nach zwei Monaten die Flucht aus dem Studentenwohnheim angetreten. "290 Euro hat das Doppelzimmer im Wohnheim gekostet, für mein 22 m² großes Zimmer in der WG zahle ich jetzt 300 Euro, auch all-inclusive".

Kaum Privatsphäre im Doppelzimmer

Auch wenn für Privatsphäre im Doppelzimmer nicht viel Platz ist, glauben Katharina und Magdalena – auch wenn sie vermuten, dass es nur wenige sind -, dass es durchaus Studenten gibt, die gerne im Zweibettzimmer leben. "Wenn man jemanden findet, mit dem man total auf einer Wellenlänge ist und auch dieselbe Routine hat, kann das Zusammenleben sicher gut funktionieren", sagt Magdalena.

Laut Monika Schüssler, der Geschäftsführerin der Österreichischen Jungarbeiterbewegung (ÖJAB), die im ganzen Land 21 Studentenwohnheime betreibt, leben sogar 40 Prozent der Studenten gerne zu zweit in einem Zimmer. "Wir bekommen von den Bewohnern der Doppelzimmer viele positive Rückmeldungen und würden daher immer wieder Studentenheime mit 30 bis 40 Prozent Doppelzimmern bauen", sagte Schüssler dem Standard.

Dieser Meinung ist Mario Egger nicht. Er ist Regionalleiter für Wien des Wohnprojekts Home4Students der Studentenförderungsstiftung, die 18 Studentenheime in ganz Österreich betreibt. "Man kann sich gar nicht vorstellen, wie es sich in einem Doppelzimmer lebt. Wenn etwa einer der Bewohner skypt, hört der Zimmergenosse zwangsläufig alles mit." Der Trend gehe ganz klar in Richtung Einzelzimmer. "Die Bedürfnisse der Studenten haben sich im Vergleich zu früher stark verändert, auch junge Leute wollen mehr Privatsphäre. Falls bei uns Heimplätze frei bleiben, sind das immer freie Betten in Doppelzimmern", sagt Egger.

Hoffen auf ein Einzelzimmer

Neben dem Pauschalpreis im Wohnheim ist auch die Aussicht auf ein Einzelzimmer für viele ein Grund, trotz allem ins Doppelzimmer zu ziehen. Für Einzelzimmer gibt es meist lange Wartelisten, und Anrecht hat oft nur, wer zuvor schon im Doppelzimmer gewohnt hat. In den Home4Students-Heimen gibt es ein Punktesystem. Wer sich in der Heimvertretung – der Interessenvertretung der Bewohner gegenüber der Stiftung – engagiert oder schon lange im Heim lebt, bekommt Punkte. Je mehr Punkte, desto höher der Anspruch auf ein Einzelzimmer.

Boku-Studentin Magdalena lässt demnächst auch ihr WG-Zimmer hinter sich und zieht mit ihrem Freund zusammen in eine Wohnung. "Das ist auch so eine Sache, die im Doppelzimmer fast unmöglich ist: einen Freund zu haben", sagt sie. Außer natürlich der Partner wohnt allein oder in einer WG, in der man Zeit verbringen kann und auch mal Privatsphäre hat. Dann freut sich auch der Mitbewohner im Studentenwohnheim. (Bernadette Redl, 10.2.2016)