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Bisher ist wenig darüber bekannt, was sich genau in sogenannten Dark Pools abspielt. Nun wollen Börsenaufsichtsbehörden die Vorgänge auf diesen alternativen Handelsplattformen erhellen.

Foto: REGIS DUVIGNAU

Wien – Crossfinder, Super X und MS Pool – das sind Begriffe, die wohl vielen sonst recht börsenaffinen Menschen auf Anhieb nicht allzu viel sagen dürften. Es handelt sich dabei um sogenannte Dark Pools, das sind außerbörsliche Handelsplattformen für Großinvestoren, die in den vergangenen Jahren massiv an Bedeutung gewonnen haben. Und zuletzt auch immer stärker ins Visier von Staatsanwaltschaften und Aufsichtsbehörden gerückt sind.

Denn diesen Plattformen, die mittlerweile beiderseits des Atlantiks in zweistelliger Stückzahl aktiv sind, wohnt ein systemischer Schönheitsfehler inne. Sie haben ursprünglich den Sinn, dass große Investoren und Trader sogenannte Big Tickets, das sind Handelsaufträge über 20 Millionen Euro oder mehr, untereinander ausführen können. Aufträge dieser Größenordnung sind an regulären Börsen nur schwer abzuwickeln, ohne große Unruhe zu stiften – und die Kurse in eine gewisse Richtung zu lenken.

Riesendeals ohne Aufsehen

Genau darin liegt auch eines der Grundprobleme, denn genau dieser Effekt soll über den Umweg Dark Pool umgangen werden. Die dort erzielten Preise orientieren sich zwar an jenen der offiziellen Märkte, an den alternativen Plattformen ist jedoch das Orderbuch, welches die Auftragslage widerspiegelt, selbst für Handelsteilnehmer für nicht einsehbar. Sprich, riesige Aktienpakete wechseln still und heimlich die anonymen Besitzer. Dadurch es entsteht ein Ungleichgewicht an Information gegenüber den Akteuren an regulierten, offiziellen Börsen, wo Preis- und Mengeninformationen öffentlich zugänglich sind.

Betreiber dieser Dark Pools sind in der Regel große Geldhäuser wie Barclays oder Credit Suisse, denen zuletzt die US-Staatsanwaltschaft aus anderem Grund zu Leibe gerückt ist. Und zwar sollen diese Kunden mit dem Versprechen auf ihre Plattformen gelockt haben, dass dort keine Hochfrequenztrader aktiv seien. Dabei handelt es sich um ausgeklügelte Computerprogramme, die über Glasfaserleitungen in Sekundenbruchteilen vollautomatisch Käufe und Verkäufe tätigen – und dadurch herkömmlichen Marktteilnehmern überlegen sind.

"Voll mit Raubtieren"

Laut Staatsanwalt Eric Schneiderman sollen die Banken ihr Wort nicht gehalten haben, sondern eher das Gegenteil der Fall gewesen sein: "Barclays Dark Pool war voll mit Raubtieren, dorthin gekommen auf Einladung der Bank", lautete sein Vorwurf. Nun wurde der Rechtsstreit mit einem Vergleich beigelegt, Barclays zahlt 70 Millionen Dollar und akzeptiert künftig einen unabhängigen Aufseher. Die Credit Suisse einigte sich auf die Zahlung von 84 Millionen, auch bei anderen prominenten Geldhäusern haben die Behörden Informationen über Dark Pools eingefordert.

In ein schiefes Licht geraten sind Hochfrequenzhändler erstmals im Zusammenhang mit dem sogenannten Flash Crash der Wall Street am 6. Mai 2010, als der Dow Jones Index ohne nachvollziehbaren Grund binnen Minuten um 1000 Punkte bzw. damals rund neun Prozent abgesackt war – und das Minus fast ebenso schnell wieder gutgemacht hatte. Eine entscheidende Rolle bei diesem nicht restlos aufgeklärten Vorfall haben jedenfalls vollautomatische Handelsprogramme gespielt, die damals die Wall Street aus dem Ruder haben laufen lassen.

Handelsvolumen nimmt zu

Ungeachtet der juristischen Auseinandersetzungen hat das Handelsvolumen an den meisten Dark Pools 2015 weiter zugenommen und sollen in Europa im Dezember insgesamt um rund ein Viertel über dem Vorjahresmonat gelegen haben. Derzeit läuft bereits ein zweistelliger Prozentsatz des Aktienhandels über diese Plattformen, die aber nun strenger unter die Lupe genommen werden. In Hongkong wurden Dark Pools bereits verschärfte Bestimmungen auferlegt und die US-Börsenaufsicht SEC will ihnen auch künftig auf die Finger klopfen: "Wir werden Dark Pools auch weiterhin erleuchten, um Investoren zu schützen", kündigte SEC-Chefin Mary Jo White an. (Alexander Hahn, 5.2.2016)