Klagenfurt – Neue Intendanten wirken gerne Wunder. Dass Holger Bleck nun Gottfried von Einems Jesu Hochzeit auf das Programm seiner ersten Carinthischen Sommersaison setzt, kommt der Auferweckung des Lazarus gleich. Zumindest für Lotte Ingrisch, die Witwe des österreichischen Komponisten, die einst das Libretto des 1980 im Theater an der Wien uraufgeführten Mysterienspiels verfasst hat.

Das damals für Ossiach geplante, vom Intendanten jedoch abgelehnte Werk polarisierte die Öffentlichkeit. Zu Unrecht, wie Ingrisch bis heute glaubt, weil die Vorstellung der Hochzeit Jesu mit einem weiblichen Tod auf Kirchenvater Augustinus zurückgehe. Die Kirche ist da immer noch skeptisch: Auf Entscheid des Dechanten findet die Kirchenoper (eine Kooperation mit dem Stadttheater Klagenfurt) ab 6. 8. nicht in der Kirche von Stift Ossiach statt, sondern im Hof davor.

Holger Bleck kehrt nicht nur zu der 2012 unterbrochenen Ossiacher Kirchenoperntradition zurück, er präsentierte am Mittwochabend in Villach auch sonst ein carinthisches Programm mit Überraschungen. Wie bei den Krönungsfeiern Kaiser Leopolds I. 1660 auf dem Wörthersee soll es, jetzt eben am Ossiacher See, zur Eröffnung des Festivals am 14. Juli ein Schiff mit 150 Bläsern geben.

Dazu erlebt man an den Ufern 800 Kärntner Choristen und etliche Feuerwehrsirenen, um – ohne Dirigenten – eine 25-minütige "Wassermusik" von Komponist und Saxofonist Renald Deppe zu realisieren.

Intendant Bleck will Bevölkerung und Spielstätten in Kärnten vermehrt einbeziehen. Die einem Artmann-Gedicht entlehnten Worte "Zum Paradies" bilden das Motto. Es gibt auch ein neues Logo von Ulrich Plieschnig und auch eine neue Fanfare. Dank neuer Sponsoren und Kooperationen bringt der ehemalige Chef der Wiener Kammeroper – in Sparzeiten – das teuerste Programm des Carinthischen Sommers bisher zuwege.

Virtuosen bespielen in einer neuen Konzertreihe historische Instrumente der Österreichischen Nationalbank. Und an klingenden Namen fehlt es auch nicht: Es kommen Elisabeth Leonskaja, Rudolf Buchbinder, das Altenberg-Trio, das Duo Lidia Baich und Matthias Fletzberger, die Kammerorchester l'arte del mondo, Venice Baroque und L'Orfeo.

Zum Ausklang (am 25. August) reist auch das London Symphony Orchestra an. Aber auch Singer-Songwriterin Clara Luzia ist Teil des Programms. (Michael Cerha, 4.2.2016)