Gute Bedingungen und griffiger Schnee in Jeongseon, doch manche hätten es lieber steiler und eisiger.

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Kjetil Jansrud war beim Kennenlernen der neuen Strecke flott unterwegs.

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Austragungsorte für Olympia 2018.

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Pyeongchang/Jeongseon – Erstmals in der Geschichte wird am Samstag in Südkorea eine Abfahrt gefahren (04.00 Uhr MEZ), die alpinen Ski-Herren testen beim Weltcup in Jeongseon die Olympiastrecke von Pyeongchang 2018. Der von Bernhard Russi designte Kurs weist viele Wellen, Kurven und Sprünge auf, allerdings fehlen abfahrtstypische Elemente wie ein Steilstück und eine Gleitpassage. Der Speed ist vergleichsweise zu anderen Abfahrten niedrig. Kurz, aber nicht knackig war der Tenor nach dem Training.

"Langweilig", schimpfte Christof Innerhofer. "Die geschmeidigen Fahrer sind vorne, die anderen haben heute eine draufgekriegt." Euphorie kommt bei ihm nicht auf, 96 km/h bei der Geschwindigkeitsmessung erinnern ihn an einen Riesentorlauf. "Es fehlt die Grundgeschwindigkeit. Es ist brutal griffig. Da brauchst du glattes Eis, dann kann es sein, dass du um fünf Sekunden schneller fährst."

Genussfahrt

Nach den wegen schwierigen Pisten- und Sichtverhältnissen sehr fordernden Abfahrten in Santa Caterina, Wengen, Kitzbühel und Garmisch-Partenkirchen fanden die Speedfahrer in Südkorea bei kaltem und sonnigem Winterwetter eine griffig präparierte Strecke vor. "Da kann ich das Gefühl auspacken. Für mich war es ein richtiges Genuss-Skifahren", schwärmte Romed Baumann, der als Zweiter des Trainings nur 0,13 Sekunden Rückstand auf Kjetil Jansrud hatte.

Er habe sich vom ersten Freien Fahren an "auf dem Hügel" wohlgefühlt, meinte Baumann. Freilich ist es ein Berg, aber der Start liegt nur in 1.370 m Höhe und das Ziel auf 545 m. Die Höhendifferenz beträgt nur 825 m, die Kurslänge 2.648. "Hier herunter fühle ich mich wohl. Jetzt wird Video analysiert und geschaut, wo ich noch eine Spur enger fahren kann."

"Große Sprünge, viel Terrain"

Jansrud hatte dank Trainingsbestzeit keinen großen Grund zur Klage. "Nicht so schwierig, ein bisschen kürzer, langsamer, aber ein brutal schönes Gefühl. Große Sprünge, viel Terrain", zählte der Norweger auf. "Normalerweise wäre es für mich besser, wenn es einen technischen Teil gibt und ein Gleitstück, aber ich war mit einem guten Gefühl unterwegs."

Auch Reichelt kann der gänzlich eisfreien Piste viel abgewinnen, auch wenn es damit "einiges mehr an Favoriten" gäbe. "Sie ist schön präpariert, das ist einmal für den Körper gut", sprach der Salzburger für die Athleten mit diversen Blessuren. Wie andere ist auch er der Meinung, dass in Hinblick auf die Olympischen Spiele bei der Kurssetzung noch Potenzial vorhanden ist, damit es etwas schneller wird. "Aber wir müssen alles fahren können, ob es drehend ist oder schnell." Vom Grundcharakter müsste ihm die Abfahrt liegen, erklärte der aktuelle Fünfte der Abfahrtswertung, im Training hatte er jedoch fast zwei Sekunden Rückstand.

Nur Sechs ÖSV-Speedfahrer dabei

Für Österreich werden nach den vielen verletzungsbedingten Ausfällen nur sechs Speedfahrer die Abfahrt bestreiten. Neben Baumann und Reichelt sind dies Vincent Kriechmayr, Klaus Kröll, Otmar Striedinger und Patrick Schweiger. Marcel Hirscher machte das Training mit, er hatte als Letzter der 56. Klassierten 7,33 Sekunden Rückstand, wird aber nur im Super-G am Sonntag antreten. "Ich hatte mehr oder weniger die Pyjamahose an und habe gehofft, dass es nicht zu schnell wird", sagte er.

Da bei der Garmisch-Abfahrt und dem Sieg des Norwegers Aleksander Aamodt Kilde keiner der Kugelanwärter groß gepunktet hat, wird die Abfahrtsweltcupführung des verletzten Aksel Lund Svindal auch das Südkorea-Rennen überdauern. Der Südtiroler Peter Fill liegt als Zweiter 121 Zähler zurück, es folgen der Franzose Adrien Theaux (minus 167), dessen Landsmann Guillermo Fayed (189), Reichelt (208) und Jansrud (209). Nach der Abfahrt in Jeongseon folgen noch Chamonix, Kvitfjell und St. Moritz. (APA, 4.2.2016)

Erstes Abfahrtstraining in Jeongseon

1. Kjetil Jansrud (NOR) 1:42,65 Min.
2. Romed Baumann (AUT) +0,13 Sek.
3. Peter Fill (ITA) 0,35
4. Travis Ganong (USA)
. Andrew Weibrecht (USA) je 0,71
6. Steven Nyman (USA) 0,78
7. Maxence Muzaton (FRA) 0,85
8. Aleksander Aamodt Kilde (NOR) 0,96
9. Andreas Sander (GER) 1,00
10. Vincent Kriechmayr (AUT)
. Eric Guay (CAN) je 1,13

Weiters:
15. Klaus Kröll (AUT) 1,24
24. Otmar Striedinger (AUT) 1,84
28. Hannes Reichelt (AUT) 1,97

32. Christof Innerhofer (ITA) 2,26
43. Patrick Schweiger (AUT) 2,89
56. Marcel Hirscher (AUT) 7,33