Wien – Ähnlich einer Pensionsautomatik, bei der das Antrittsalter bei höherer Lebenserwartung steigt, fordert der neue Aufsichtsrats-Chef des Wissenschaftsfonds FWF, Hans Sünkel, ein "jährliches Budgetwachstum beim FWF, das mit der Steigerung bei den Anträgen einhergeht". Derzeit liege diese Steigerungsrate bei acht Prozent, entsprechend sollte auch das FWF-Budget wachsen, so Sünkel.

Im vergangenen Jahr wurde das FWF-Budget für die Jahre 2016 bis 2018 mit 552 Mio. Euro fixiert, also jährlich rund 184 Mio. Euro. Dass es damit Planungssicherheit für drei Jahre gibt, müsse gewürdigt werden, betonte Sünkel. Doch angesichts des Wachstums des Antragsvolumens sinken die Bewilligungsquoten kontinuierlich und der FWF musste die Förderung von Programmen mit längerfristiger Mittelbindung wie Doktoratskollegs einstellen.

Deshalb müsste vor der von ihm geforderten Budgetautomatik erst einmal das Grundbudget des FWF "auf ein vernünftiges Niveau angehoben werden", fordert Sünkel. Eine 30-prozentige Anhebung "wäre fein und förderlich" – und übrigens immer noch weit weniger als die kürzlich von Forschungsrats-Chef Hannes Androsch geforderten 100 Mio. Euro mehr pro Jahr für den FWF.

Zu hohe Ablehnungsquote

Hintergrund der Budgetforderung ist die Tatsache, dass derzeit nur noch 21 Prozent der beim FWF beantragten Projektmittel für Grundlagenforschung genehmigt und Projekte im Ausmaß von mehr als 80 Mio. Euro trotz hervorragender Beurteilung allein aufgrund der Budgetknappheit nicht gefördert werden können. Mit so einer hohen Ablehnungsrate "sinkt die Motivation der Forscher, Anträge beim FWF zu stellen, sowie jene der internationalen Gutachter, wenn selbst die best evaluierten Projekte nicht mehr finanziert werden können", so Sünkel.

Sünkel, der schon einige Jahre Mitglied des FWF-Aufsichtsrats und zuvor Rektor der Technischen Universität Graz sowie Vorsitzender der Universitätenkonferenz war, verweist auf die Bedeutung der Grundlagenforschung: "Sie ist die Plattform, auf der alles andere aufbaut, ohne sie gibt es keine angewandte Forschung." Sie habe in Österreich aber einen viel zu geringen Stellenwert, und viele wüssten nicht, dass Forschung und Entwicklung die Innovation eines Landes, seine Wirtschaftskraft und somit die Zukunft der Jugend definierten. "Daher ist es ein Gebot der Stunde, dort eine Stärkung herbeizuführen", so Sünkel.

Sünkel ist aber realistisch und geht nicht davon aus, dass es heuer noch Nachverhandlungen zum Budget geben wird. "Ich sehe ein schwieriges Jahr vor uns und wir werden mit dem, was vorhanden ist, bestmöglich das Auslangen finden müssen." Im zweiten Halbjahr will er aber gemeinsam mit den FWF-Gremien eine Entwicklungsstrategie bis 2020 ausarbeiten.

Suche nach Spitzenleuten

Zunächst aber müsse im ersten Halbjahr das neue FWF-Präsidium bestellt werden. "Das ist nicht ganz ohne, die besten Leute an Bord zu holen, für die Positionen des Präsidenten, der drei wissenschaftlichen Vizepräsidenten und des kaufmännischen Vizepräsidenten", erklärte Sünkel. "Man braucht jemanden an der Spitze, der weiß, was man unter Forschung versteht, also einen Wissenschafter, der Managementerfahrung hat, viel moderieren und hin und wieder auch ein bisschen Mediator und Psychiater spielen muss, öffentlichkeitswirksam ist, Verhandlungsgeschick hat – also sehr viele Fähigkeiten auf sich vereint", so die Anforderungen des Aufsichtsrats-Chefs für den FWF-Präsidenten.

Nicht viele Personen, würden diese Anforderungen erfüllen, "aber es gibt sie", sagte Sünkel, der das Profil, das an einen FWF-Präsidenten gestellt wird, ähnlich jenem für einen Rektor sieht. Dass nach einer Gesetzesänderung der FWF-Chef künftig hauptberuflich tätig ist, begrüßt Sünkel: "Es geht doch wohl nicht an, dass ein Betrieb mit 200 Mio. Euro Umsatz ehrenamtlich geleitet wird."

Aufsichtsrat und FWF-Delegiertenversammlung, die ja einen Dreiervorschlag erstellt, aus der das Aufsichtsgremium den FWF-Chef wählt, würden parallel zur Ausschreibung aktiv Personen ansprechen, "von denen wir glauben, dass sie für eine solche Position in Frage kommen". Die Bewerbungsfrist für den FWF-Präsidenten läuft bis 29. Februar, jene für die wissenschaftlichen Vizepräsidenten bis 6. April. Für den 21. April ist ein Hearing vor der Delegiertenversammlung angesetzt, der Aufsichtsrat hat dann Mitte Mai eine Sitzung, "wo wir möglichst Entscheidungen treffen wollen", so Sünkel. (APA, 3. 2. 2016)