In Slowenien sterben im relativen Vergleich die meisten Menschen an Krebs. Bulgarien ist mit 17 Prozent das positive Schlusslicht.

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Auf Lungenkrebs sind die meisten Todesfälle zurückzuführen. In der EU sind es 21 Prozent, wobei der Anteil der Männer mit 26 Prozent deutlich über dem der Frauen (15 Prozent) liegt.

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Brüssel/Wien/Neuherberg – Statistisch gesehen erkrankt jeder zweite Österreicher einmal im Laufe seines Lebens an Krebs. In Deutschland ist das ähnlich. Männer haben ein geringfügig höheres Risiko als Frauen.

Eine aktuelle Analyse der Eurostat-Daten hat nun gezeigt, dass jeder vierte Todesfall (26 Prozent) in der EU auf Krebs zurückzuführen ist. Am höchsten ist der Anteil der durch Krebs verursachten Todesfälle in Slowenien mit 32 Prozent. Österreich liegt mit 26 Prozent genau im EU-Durchschnitt. Positives Schlusslicht stellt Bulgarien mit 17 Prozent dar. Allerdings ist die durchschnittliche Lebenserwartung in Bulgarien mit rund 75 Jahren auch deutlich geringer als im EU-weiten Mittel (rund 81 Jahre) – und fast alle Krebsarten treten bei älteren Menschen sehr viel häufiger auf als bei Jüngeren.

Bei den unter 65-jährigen beträgt die Krebs-Todesrate im EU-Mittel 37 Prozent. Österreich liegt mit 38 Prozent knapp darüber. Bei den über 65-jährigen sinkt die Quote auf 23 Prozent (Österreich ebenfalls 23 Prozent).

Krebs ist nicht gleich Krebs

Differenziert nach Krebsarten sind auf Lungenkrebs die meisten Todesfälle zurückzuführen. In der EU sind es 21 Prozent, wobei der Anteil der Männer mit 26 Prozent deutlich über dem der Frauen (15 Prozent) rangiert. Österreich kommt auf eine Todesrate durch Lungenkrebs von 18 Prozent (22 Prozent Männer und 14 Prozent Frauen). 30 Prozent aller Krebserkrankungen sind durch das Rauchen bedingt, 90 Prozent der Lungenkrebserkrankungen stehen mit Tabakkonsum in Zusammenhang.

Laut Statistik Austria erkrankten im Jahr 2011 in Österreich 4.130 Personen an Lungenkrebs. Bei Männern ist es die zweithäufigste Krebserkrankung (nach dem Prostatakarzinom), bei den Frauen die dritthäufigste (nach Brustkrebs und Dickdarmkarzinom). Eine schnelle Änderung dieser Situation ist nicht zu erwarten, wie die Österreichische Gesellschaft für Pneumologie (ÖGP) betont.

Auf Dickdarmkrebs entfallen im EU-Durchschnitt zwölf Prozent der Todesfälle, wobei dies auf Frauen und Männer gleichermaßen zutrifft. In Österreich sind es elf Prozent (gesamt sowie für Frauen und Männer). Dann folgt Brustkrebs (nur Frauen) mit sieben Prozent in der EU (ebenso in Österreich). Bauchspeicheldrüsenkrebs verursacht sechs Prozent der EU-Sterbefälle (sechs Prozent Männer und sieben Prozent Frauen). Österreich kommt hier auf sieben Prozent (sieben Prozent Männer und acht Prozent Frauen). Bei Prostatakrebs beträgt die EU-Todesrate sechs Prozent. Schweden liegt hier mit elf Prozent deutlich über dem Gesamtmittel. Die geringsten Prostatakrebs-Todesraten weisen Luxemburg, Malta, Niederlande und Rumänien mit je vier Prozent auf.

Krebs kostet 117 Milliarden pro Jahr

Laut einer im vergangenen Frühjahr präsentierten österreichischen Studie dürfte die Zahl der Krebspatienten in Zukunft weiter steigen. Im Jahr 2000 wurden in Österreich 465 Krebs-Neuerkrankungen pro 100.000 Einwohner registriert. Im Jahr 2010 waren es 462 pro 100.000 Einwohner. Im Jahr 2020 werden 451 neue Fälle pro 1000.000 Menschen prognostiziert.

Früherkennung, verbesserte Behandlungsmöglichkeiten, steigende Lebenserwartung von Krebspatienten und die demografische Entwicklung werden die Zahl der Betroffenen in Österreich voraussichtlich erhöhen. Im Jahr 2000 lebten in Österreich rund 190.000 Menschen mit Krebs, im Jahr 2010 waren es bereits etwa 305.000, im Jahr 2020 könnten es Berechnungen zufolge 390.000 sein. Der Trend nach oben dürfte sich auch nach 2020 weiter fortsetzen. Krebs kostet die 27 EU-Staaten auf Basis der Daten von 2009 jährlich rund 117 Milliarden Euro.

Chronifizierung von Krebs

Weltweit nimmt die Zahl der Krebserkrankungen und Todesfälle zu. 2008 gab es insgesamt 12,7 Millionen diagnostizierte Neuerkrankungen, 2012 bereits 14,1 Millionen, schreibt die Internationalen Agentur für Krebsforschung (IARC) der Weltgesundheitsorganisation (WHO) in einem Bericht.

Im Jahr 2008 wurden demnach 7,6 Millionen Todesfälle durch bösartige Erkrankungen weltweit registriert, im vergangenen Jahr waren es 8,2 Millionen Opfer. Die Fortschritte in der Onkologie haben dazu geführt, dass Krebs zunehmend zu einem chronische Leiden wird: 2012 lebten weltweit 32,6 Millionen Personen im Alter über 15 Jahren mit der Diagnose Krebs. (APA, red, 4.2.2016)