Jackson Martinez trifft Luiz Felipe Scolari bei Guangzhou Evergrande.

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Guangzhou – Der chinesische Erstligist Guangzhou Evergrande hat Atletico Madrids Jackson Martinez für die Rekordsumme von 42 Millionen Euro verpflichtet. Damit stellte Guangzhou einen Transferrekord im asiatischen Fußball auf.

Der 29-jährige kolumbianische Stürmer unterschrieb einen Vierjahresvertrag. Atletico hatte Martinez erst im vergangenen Sommer vom FC Porto geholt, wo er in 92 Spielen 133 Tore geschossen hatte. In Spanien war er in 15 Spielen nur zweimal erfolgreich. Guangzhou Evergrande wird vom ehemaligen brasilianischen Nationalcoach Luiz Felipe Scolari trainiert und ist auch Arbeitgeber des Ex-Salzburgers Alan.

Fünfjahres-Masterplan

"Martinez' Verpflichtung geschieht nicht nur in völliger Übereinstimmung mit unserem Anspruch, die besten 20 der Welt zu holen, sondern ist auch der nächste Schritt in unserem zweiten Fünfjahresmasterplan", teilte Guangzhou mit.

Erst vor einer Woche war mit der Verpflichtung von Brasiliens Ramires (28) ein Rekord aufgestellt worden. Jiangsu Suning hatte sich für 28 Millionen Euro die Dienste des Mittelfeldspielers vom FC Chelsea gesichert. Zudem wechselten Gervinho (AS Roma) und Fredy Guarin (Inter Mailand) in die chinesische Super League.

"Der Moment ist gekommen, um eine neue Phase in meiner Karriere zu beginnen", sagte Martinez. Ein Guangzhou-Manager bezeichnete Martinez als Schlüssel auf dem Weg zu neuen Erfolgen.

204 Millionen Euro für neue Spieler

Der Transfermarkt in China boomt, die Klubs werfen mit Geld förmlich um sich und zahlen hohe Gehälter. Die Vereine der Chinese Super League haben im Winter bereits 204 Millionen Euro für neue Spieler ausgegeben, vier der fünf teuersten Transfers gingen nach China, nur die Klubs der Premier League gaben mehr aus (255 Millionen). Allerdings ist in China das Transferfenster noch bis 26. Februar offen. Angeblich will Jiangsu Suning auch noch einmal zuschlagen und Yaya Touré von Manchester City mit einem Jahressalär von 40 Millionen Euro locken.

Hinter dem Aufschwung steckt ein Staatsplan. Präsident Xi Jinping will aus China eine Fußballnation machen. Xi, seit März 2013 im Amt, gilt als fußballverrückt. 2011, damals noch Vizepräsident, formulierte er seine "drei größten Wünsche": 1. China möge sich nach 2002 endlich wieder für eine WM qualifizieren. 2. Es möge die WM veranstalten. 3. China möge doch bitte Weltmeister werden.

Politisches Kapital für unsichere Zeiten

Chinas reiche Unternehmer folgten dem Aufruf ihres Staatschefs und arbeiten seither kräftig am Aufbau des Fußballs mit. "Es gibt einen neuen Grund für chinesische Milliardäre, in den Fußball in China zu investieren: politisches Kapital für unsichere Zeiten aufzubauen", sagte der Autor Rowan Simons, Experte für den chinesischen Fußball. Nun tummelt sich Chinas Geldadel im Fußball, um Xi zu gefallen. Und gibt Unsummen für neue Spieler aus.

Der Weltverband Fifa spricht in seinem jüngsten Bericht von einer Machtverschiebung auf dem internationalen Transfermarkt und sieht "eine neue Weltordnung" heraufziehen. Triebkraft hinter dem Boom ist Martinez' neuer Klub Guangzhou, der 2013 und 2015 Asiens Champions League gewann.

Fußballschule mit 3.000 Schülern

Der Verein aus dem Südosten Chinas unterhält die größte Fußballschule der Welt (3.000 Schüler), an der 24 Trainer von Real Madrid arbeiten. Schließlich sollen die internationalen Stars nur der Anfang sein – über allem steht Xis Wunsch, eigene Spieler zu fördern.

Doch obwohl selbst der große Vorsitzende der Kommunistischen Partei, Mao Zedong, laut offizieller Biografie ein "herausragender" Tormann war, bleiben Zweifel, ob China der Aufstieg zur Fußballgroßmacht gelingt. Lu Peng, ein chinesischer Maler und Fußballfan, wird von der "Süddeutschen Zeitung" mit den Worten zitiert, es sei "einfacher, einen Menschen zum Mond zu schicken, als Chinas Fußball an die Weltspitze". (sid, APA, 3.2.2016)