Wien – Der neue Vorsitzende des Wissenschaftsrats, Antonio Loprieno, erwartet künftig einen Zusammenschluss von Universitäten in Österreich. "Ich denke, dass wirtschaftliche und wissenschaftspolitische Aspekte das System künftig dazu zwingen werden, die Zahl der Unis zu reduzieren, etwa durch Fusionen", so Loprieno in der "Presse" (Mittwoch-Ausgabe).

Der Preis des Gießkannenprinzips

Auf die Frage, ob 21 Universitäten in Österreich zu viel seien, verwies der Ex-Vorsitzende der Schweizer Rektorenkonferenz auf das Nachbarland: "Von der Perspektive der Schweiz, wo es zwölf größenmäßig überschaubare Unis gibt, finde ich in der Tat 21 Unis ein bisschen viel." Österreich habe die Entscheidung getroffen, in einigen Fällen sehr "fachspezifische" Unis zu gründen. Als Beispiel nannte er die Veterinärmedizinische Universität.

Als dringlichste Aufgabe sah Loprieno die Entscheidung darüber, "ob man eher ein starkes System von ähnlichen Universitäten will oder Spitzenleistung bei einigen privilegierten Institutionen". Im Sinn der "gesellschaftlichen Kohäsion" sei es besser, "alle an einer kleinen Entwicklung teilhaben zu lassen". Wenn es dagegen rein um die Forschungsleistung gehe, sollte man sich eher auf bestimmte Institutionen konzentrieren. "Der Preis, den das österreichische System für das Gießkannenprinzip zahlt, ist, dass es damit schwierig wird, zur Weltspitze zu gehören. Aber wenn man in die andere Richtung tendiert, privilegiert man gewisse Regionen, stellt bestimmte Fächer über andere und schafft Ungleichheit."

Ablehnende Reaktion

Die Präsidentin der Universitätenkonferenz (uniko), Sonja Hammerschmid, kann dem wenig abgewinnen. Sie lud Loprieno stattdessen ein, die "Universitätslandschaft mit ihren Besonderheiten näher kennenzulernen".

"Die Kernaufgaben aller österreichischen Universitäten in Lehre, Forschung beziehungsweise Erschließung der Künste und wissenschaftlicher Dienstleistung sind zu wichtig, um sie auf ein 'provinzielles Level' zurück zu stufen", sagt Hammerschmid. "Sehr wohl müssen wir uns aber in den kommenden zwei Jahren dem Thema des Abgleichs der Studienfächer stellen", erklärte die uniko-Chefin. (APA, 3.2.2016)