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Ein Flüchtlingskind marschiert ohne Begleitung über ein gefrorenes Feld, nachdem es nahe der Stadt Miratovac die mazedonisch-serbische Grenze überquert hat.

foto: reuters/marko djurica

Straßburg – Die in Österreich und anderen EU-Staaten geplanten Einschränkungen der Möglichkeit für Flüchtlinge, ihre engen Angehörigen mittels Familienzusammenführung nachzuholen, werden für die betroffenen Kinder zum Teil lebensgefährliche Folgen haben. So weit eine zentrale Aussage eines im Jänner erschienenen Berichts, der einen Fokus auf die Lage minderjähriger Flüchtlinge und Migranten legt.

Titel: "Sicherheit und Grundrechte von Kindern auf der Flucht stehen auf dem Spiel"; Herausgeber ist das European Network of Ombudspersons for Children (Enoc) – ein Zusammenschluss unabhängiger Kinder- und Jugendanwaltschaften aus 34 europäischen und asiatischen Staaten; Österreich hat bei der Enoc nur Beobachterstatus.

Legale Einreisen künftig erschwert

Zwischen 2008 und 2014 – so der Bericht unter Bezugnahme auf Eurodac-Daten – reisten insgesamt 208.515 Kinder sowie Jugendliche bis 18 Jahren im Rahmen von Familienzusammenführungen in die EU ein: ein legaler Weg, der im Bestreben der Staaten nach Verringerung der Zahl Ankommender künftig sehr erschwert werden soll.

Infolgedessen würden mehr Minderjährige als bisher andere Wege suchen, mit ihren Eltern oder allein. Und dabei, so es sich um kleine Kinder handelt, auf Booten der Gefahr ausgesetzt sein, an Unterkühlung zu sterben – wie es laut NGOs 2015 mit "Babys nach der Landung auf griechischen Inseln" geschehen sei.

Trennungsrisiken

Mehr Familienangehörige und damit auch Kinder würden riskieren, unter chaotischen Verhältnissen an Grenzübergängen oder bei "nach Geschlechtern getrennten Bustransporten" von ihren Nächsten getrennt zu werden.

Schlechte Bedingungen, vor allem für kleinere Kinder, herrschen laut dem Bericht aber auch in vielen Transitquartieren auf dem Weg nach West- und Nordeuropa. Mitte Dezember 2015 seien erst "zwischen 22 und 45 Prozent" der Einrichtungen winterfest gewesen.

Bereits im Laufe des Jahres 2015 hat der Anteil von Minderjährigen unter den Flüchtlingen nach Europa laut dem Enoc-Bericht deutlich zugenommen. Unter den Migranten, die im September durch Mazedonien gereist sind, seien es 23 Prozent, im Dezember bereits 37 Prozent gewesen. Der Anteil Minderjähriger unter den Asylwerbern wiederum habe sich laut Schätzungen des UN-Flüchtlingshochkommissariats UNHCR EU-weit von im Juni 17 auf im November 35 Prozent erhöht. (Irene Brickner, 3.2.2016)