Ljubljana – Die slowenische Qualitätszeitung "Delo" hat einen neuen Chefredakteur, gegen dessen Bestellung der slowenische Journalistenverband DNS protestiert. Die größte Tageszeitung in Slowenien wird ab dem heutigen Montag interimistisch von Gregor Knafelc geleitet, einem langjährigen PR-Berater des neuen "Delo"-Eigentümers.

Zum Wechsel in der "Delo"-Chefredaktion kommt es ein halbes Jahr nach dem Eigentümerwechsel im gleichnamigen Zeitungsverlag. Die Holdinggesellschaft FMR, Mitbesitzer des Industriekonglomerats Kolektor Group, hatte das Verlagshaus im vergangenen Sommer vom Getränkekonzern Pivovarna Lasko gekauft.

"Falsche Entscheidung"

Der Journalistenverband kritisierte die Bestellung des Chefredakteurs als "verantwortungslose und falsche Entscheidung, die darauf hinweist, dass der neue "Delo"-Eigentümer große Probleme mit dem grundlegenden Verständnis der Rolle der Medien in der demokratischen Gesellschaft hat". Die Bestellung eines "PR-Beraters, der keinerlei journalistische Erfahrungen hat", wird von DNS als "Versuch der Einflussnahme auf die redaktionelle Politik und journalistische Autonomie" gesehen.

Sanierung

Der Verlag erklärte den Wechsel als wichtigen Schritt bei der Entwicklung eines neuen Geschäftsmodells. Knafelc, der bereits bei der Akquisition und Entwicklungsstrategie für "Delo" mitwirkte, wird laut einer Mitteilung mit der laufenden Sanierung und Reorganisierung der Zeitung beschäftigt sein. Er folgt der bisherigen Chefredakteurin Mateja Babic Stremecki nach, die zwei Jahre die Zeitung leitete. Sie wechselt in die Tochterzeitung des Verlags, die Boulevardzeitung "Slovenske novice".

Kündigungswelle

In der Zeitung brodelt es seit einiger Zeit auch wegen einer Kündigungswelle, die im Rahmen eines Sanierungsprozesses im Vorjahr eingeleitet wurde. Rund 60 Mitarbeiter sollen laut Ankündigung des Verlags ihre Arbeit verlieren. Das Arbeitsverhältnis einiger namhafter "Delo"-Redakteure wurde bereits beendet.

Die "Delo"-Belegschaft protestierte schon vor einem Monat öffentlich, dass Kündigungen "vollkommen intransparent" durchgeführt werden und forderte, dass die Kriterien offengelegt werden. Die Ereignisse würden innerhalb des Verlagshauses eine "Atmosphäre der Angst und Unsicherheit" schaffen, hieß es. Dem Belegschaftsprotest schlossen sich auch der Journalistenverband und die Journalistengewerkschaft an. (APA, 1.2.2016)