Jerry Lewis als Clown Helmut im unveröffentlichtem Film "The Day the Clown Cried".

"The Day the Clown Cried"

Lewis bei den Dreharbeiten zu "The Day the Clown Cried" (1972).

Foto: ARD/NDR

Hauptdarsteller und Regisseur Jerry Lewis am Set von "The Day the Clown Cried".

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Lewis im NDR-Interview.

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Lewis und Dokumentarfilmer Eric Friedler.

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Berlin/Paris/Stockholm – Verehrt und geliebt als Der verrückte Professor, Aschenblödel und Der Geisha Boy hatte die Hollywood-Ikone Jerry Lewis schon einige Rollen inne. Auch als Regisseur, Produzent, Drehbuchautor und Sänger verdiente er sich seine Brötchen. Umso überraschender ist es, dass Lewis den Film The Day the Clown Cried, bei dem er 1972 die Hauptrolle spielte und Regie führte, über 40 Jahre lang unter Verschluss hielt.

Der deutsch-australische Regisseur und NDR-Dokumentarfilmer Eric Friedler hat sich mit dem Mythos auseinandergesetzt und sechs Schauspieler des damaligen Filmstabs aufgesucht, um einem vieldiskutierten und nie gesehenen Phantom auf die Spur zu kommen. Seine Eindrücke hat er in dem Dokumentarfilm The Clown verarbeitet. Zu sehen am Mittwoch um 22.45 Uhr auf ARD.

Dabei erzählt Friedler die Geschichte aus verschiedenen Blickwinkeln: dem des Produktionsteams, dem der Schauspieler und aus der Sicht von Lewis selbst, der damals mit seiner Karriere einen künstlerischen Neuanfang wagte.

Ein Clown zu NS-Zeiten

Der Filmmythos des Ausnahmekünstlers spielt in Deutschland zur Zeit des Zweiten Weltkriegs. Der Clown Helmut – dargestellt von Lewis – kommt wegen Hitler-Beleidigungen in ein Konzentrationslager. Dort soll er jüdische Kinder in die Gaskammer und somit in den Tod begleiten.

Als Vorbereitung auf die Regiearbeiten reiste Lewis elf Monate lang durch Europa und besuchte Konzentrationslager wie Dachau, Bergen-Belsen und Auschwitz. Nach 116 Drehtagen und der Hoffnung auf eine Karriere in Hollywood waren Schauspieler und Produzenten gleichermaßen irritiert und enttäuscht, als der Film unter Verschluss gehalten wurde und schließlich die Entscheidung fiel, ihn nicht zu veröffentlichen.

Im August 2013 fragte ein Journalist im Rahmen einer Pressekonferenz in Los Angeles, ob das Publikum jemals den Film zu sehen bekommen werde. Ein energisches "Nein" entsprang dem damals 86-jährigen Lewis. Dann verriet er der Öffentlichkeit erstmals den Grund der Geheimhaltung und löste damit etliche Mythen auf: Er war enttäuscht und beschämt über seine eigene Arbeit und dankbar dafür, dass er die Macht hatte, den Film unter Verschluss zu halten und ihn niemandem jemals zeigen zu müssen. Er war "schlecht, schlecht, schlecht", so Lewis. "Es hätte wundervoll werden können, aber ich habe mich vertan."

CineFamily

Friedler hat mit seinem Team weltweit in Filmarchiven nach einer Kopie des Filmmaterials gesucht. Doch selbst nach zahlreichen und intensiven Interviews mit Produzenten und Schauspielern schien das Werk ein Mythos zu bleiben. Die Überraschung: Vergangenes Jahr verkündete die Forschungsbibliothek des US-Kongresses in Washington, Lewis habe im Rahmen seiner gesammelten Werke auch The Day the Clown Cried an die Einrichtung übergeben. Allerdings mit der Auflage, ihn frühestens in zehn Jahren – 2025 – der Öffentlichkeit zugänglich zu machen. (Sandra Čapljak, 3.2.2016)