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Nachhaltigkeit und Wachstum stellen keinen Widerspruch dar, zumal ethische Investments auf lange Sicht oft sogar besser abschneiden.

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Wien – Die Idee, Geld nach ethischen Grundsätzen anzulegen, ist zwar nicht mehr ganz neu – aber erst seit einigen Jahren en vogue. Sie wurde in den angelsächsischen, staatsunabhängigen Freikirchen geboren: John Wesley, Vater der evangelisch-methodistischen Kirche, setzte schon im 18. Jahrhundert auf den Zusammenhang zwischen der Moral im theologischen Sinn und die entsprechende Verwendung von Geld. Anleger sollen damit direkt Einfluss auf eine positive und nachhaltige Tätigkeit von Firmen nehmen, so die hehre Idee.

Eine für Anleger nicht ganz unwichtige Frage ist aber: Kann man mit "guten" Investments auch etwas verdienen? Es zeigt sich: Ethische Investments sind zumindest nicht schlechter als traditionelle Veranlagungen. "In manchen Kategorien bringt es sehr viel, Kriterien für Socially Responsible Investments zu berücksichtigen, vor allem Emerging Markets haben bemerkenswert gute Ergebnisse gezeigt, sowohl auf der Return- als auf der Risikoseite", sagt Ali Masarwah vom Analysehaus Morningstar.

Parallel zum Gesamtmarkt

Aber neben positiven Effekten für das eigene Gewissen können nachhaltige Investments auch an etablierten Märkten bessere Ergebnisse erzielen. Auf Sicht der letzten zwölf Monate hat der Global Challenges Index dem Dax etwa rund sieben Prozent abgeknöpft, seit Anfang 2007 sind es sogar mehr als 50 Prozent.

Der Lackmustest für die Qualität von Anlageprodukten ist aber ihr Verhalten in Krisenzeiten: Im Wesentlichen verhalten sich 'Ethische' in der Regel parallel zur Gesamtmarktentwicklung. Das zeigt auch der Vergleich des Global Challenges Index mit dem Dax: Rund um den Jahreswechsel zog es nämlich beide Indices im Paarlauf talwärts.

Geänderte Zusammensetzung

Allerdings zeigen verschiedenste Studien, darunter eine der Universität Oxford mit dem Titel 'From the Stockholder to the Stakeholder', dass Unternehmen mit hohen Nachhaltigkeitsstandards tendenziell besser wirtschaften. Unternehmen, die ins ethisch-nachhaltige Anlageuniversum passen, haben außerdem häufig eine gesündere und somit stabilere Bilanzstruktur und sind eine Spur krisenresistenter als andere Unternehmen.

Ausschließungskriterien für ethisches Investieren gibt es viele – und es ist nicht einfach, die Übersicht zu behalten: Das kann Wertpapiere von Unternehmen, Ländern und Organisationen treffen, die zum Beispiel Waffen herstellen, Atomkraftwerke bauen oder die unter menschenunwürdigen Arbeitsbedingungen produzieren. Ein klassisches Ausschlusskriterium für Länder ist etwa die Todesstrafe.

Die Sache wird zusätzlich erschwert durch Indices, die sich laufend in ihrer Zusammensetzung verändern: So wurden etwa im Dow Jones Sustainability Index die Unternehmen Bank of America Corp, Telefónica und BHP Billiton neu aufgenommen. Dafür flogen Cisco, Pepsico und Royal Bank of Canada wieder aus dem nachhaltigen Börsenbarometer.

CSR-Richtlinie der EU

Es ist also schon aus Übersichtsgründen kein Fehler – wer hat schon die Zeit und Nerven, sein Portfolio ständig neu auszurichten – bei ethischen Investments gleich auf Fonds zu setzen, rät Morningstar-Experte Masarwah.

Die Idee ethischer Investments lässt sich jedenfalls auch positiv formulieren: Das Geld fließt dorthin, wo zum Beispiel nachhaltig, sozial oder ökologisch gehandelt wird. Hier zeigt sich eine weitere Crux des ethischen Investierens: Denn wenn eine Burgerbraterei beschließt, ihre Laberln mit Solarenergie zu rösten, heißt das nicht, dass es dadurch für die Aufnahme in einen begehrten Ethikindex wie den Clobal Ghallenges Index, den ÖkoDax oder den Dow Jones Sustainability Index schon reicht. Da könnte zum Beispiel die schlechte CO2-Bilanz von Rindfleisch noch ein Bein stellen.

Der Zug zu "Ethischen" ist kaum aufzuhalten. Künftig wird auch die CSR-Richtlinie der EU diesen Trend fördern: Dann dürfen öffentliche Aufträge nämlich nur an Unternehmen vergeben werden, die ein Mindestmaß an ethischen Grundsätzen erfüllen. (Reinhard Krémer, 28.1.2016)