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Foto: EPA/JORGE ZAPATA

Leider ist den Meldungen nicht zu entnehmen, welche der nackten antiken Marmorstatuen im Kapitolinischen Museum zu Rom mit Paravents verdeckt wurden, um beim Staatsempfang die religiösen Empfindlichkeiten des iranischen Präsidenten und islamischen Gelehrten Hassan Rohani ja nicht zu verletzen.

Infrage kämen ja die Kapitolinische Venus, die auch Venus pudica (schamhafte) genannt wird, weil sie ihre Blößen (unvollständig) mit den Händen verdeckt. Oder die etwas mehr erotisierte Venus vom Esquilin. Beides Symbole der heidnischen Göttin der Liebe.

Nicht zu vergessen die männliche Nacktheit, die die Antike so liebte – auf dem Kapitol repräsentiert durch den sehr realistischen Sterbenden Gallier. Viele Päpste waren übrigens Kunstliebhaber und stießen sich nicht an antiker Nacktheit. Die Kapitolinische Venus etwa wurde 1752 von Benedikt XIV. erworben. Ein Glück nur, dass Rohani nach dem Besuch beim Papst nicht in die Vatikanischen Museen geführt wurde. Dort wimmelt es vor Nackten.

Man muss die Statuenverhüllung nicht unbedingt als Unterwerfung interpretieren. Vielleicht wollte man dem relativ gemäßigten Rohani auch Fotos vor nackten Statuen ersparen, die von Fanatikern zu Hause gegen ihn hätten verwendet werden können. Im Westen könnte man sich am jahrtausendelangen marmornen Gleichmut der Statuen ein Beispiel nehmen. (Hans Rauscher, 27.1.2016)