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Wien – So richtig in Konsumlaune waren die Österreicher aufgrund stagnierender Einkommen und stetig steigender Arbeitslosigkeit im Vorjahr nicht. Auch im Einzelhandel hinterließ die gedämpfte Stimmung ihre Spuren. Inflationsbereinigt lag das Plus bei kaum wahrnehmbaren 0,6 Prozent. Doch immerhin: Es war schon einmal schlimmer. Seit 2008 sind die Umsätze fast jedes Jahr geschrumpft. Im Jahr 2014 lag das Minus noch bei 0,5 Prozent. 2015 nun also ein leichter Aufwärtstrend: Weil man von großen Sprüngen schon lange weit entfernt ist, freut man sich mittlerweile auch über kleine.

Peter Buchmüller, Handelsobmann in der Wirtschaftskammer Österreich, streicht bei der Präsentation der Jahresbilanz hervor, dass es beim Internet zu Wachstum komme. Zwar gebe es da ein Plus von sieben Prozent, jedoch mache der Handel das große Geschäft damit noch nicht. Insgesamt erwirtschaftete die Branche 69,6 Milliarden Euro, 3,3 Milliarden davon via Webshops. Für die einzelnen Branchen stellt sich die Situation durchaus unterschiedlich dar. Während der Lebensmittelhandel im Jahr 2014 noch zu den Verliererbranchen zählte, war er 2015 mit deutlichem Abstand Branchensieger. "Ein Drittel des Gesamtumsatzes fällt auf diesen Bereich", sagt Buchmüller. Als umsatzstärkste Branche ist er auch hauptverantwortlich für den Aufwärtstrend.

Diskonter gedeihen

Besonders gut entwickelten sich die Diskonter Hofer und Lidl, die noch etwas besser abschnitten als die klassischen Supermärkte, sagt Ernst Gittenberger von der KMU Forschung Austria. Die Großpleite der Lebensmittelkette Zielpunkt spiegelt sich in den Zahlen noch nicht wider. "Weniger gut lief es für die Mode", so Gittenberger. Die Bekleidungsbranche rangiert am unteren Ende der Skala. Als Hauptgrund macht der KMU-Forscher das Wetter aus: "Entweder es war zu heiß oder zu kalt.

Die Witterung hat oft nicht zur Jahreszeit gepasst." Und während sich der Spielwarenhandel ebenfalls über eine überdurchschnittlich gute Entwicklung freuen kann, sieht es beim stationären Elektrohandel weiterhin düster aus. "Der Branche geht es nicht gut. Das war 2014 und auch 2015 so. Hier macht sich die große Internet-Konkurrenz bemerkbar", sagt Gittenberger.

Stabile Beschäftigung

Was auch im Vorjahr spürbar war: Den kleinen Luxus gönnt man sich auch in wirtschaftlich schwierigen Zeiten. Einmal mehr erwirtschafteten Drogerien und Parfümerien ein Umsatzplus. Stabil blieb die Zahl der Beschäftigten. "Mit 327.600 Menschen um 1500 mehr als 2014. Das ist in Zeiten wie diesen bemerkenswert", sagt Spartenobmann Buchmüller.

Was das heurige Jahr betrifft, so darf der Handel wieder hoffen – wie gehabt auf kleine Sprünge: "Die Entlastung durch die Steuerreform wird auch dem Einzelhandel zugutekommen", sagt Wifo-Forscher Jürgen Bierbaumer-Polly. "Vor allem die rund 70 Euro, die Bezieher niedriger Einkommen mehr in der Tasche haben, gehen wohl in den Konsum." (Regina Bruckner, 27.1.2015)