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Am Donnerstag um 11 Uhr soll laut FPÖ-Chef Heinz-Christian Strache klar sein, wer für die FPÖ in den Präsidentschaftswahlkampf einsteigt.

Foto: REUTERS/Heinz-Peter Bader

Wien – Offenbar hat die FPÖ lange und intensiv diskutiert – und mehrmals die Varianten gedreht und gewendet. FPÖ-Chef Heinz-Christian Strache hat Mittwochmittag via Facebook die Präsentation "des FPÖ-Präsidentschaftskandidaten" für Donnerstag, 11 Uhr angekündigt. Bis zuletzt waren mehrere Kandidaten im Spiel, eine Entscheidung über die optimale Lösung für die Präsidentschaftskandidatur 2016 sollte schließlich Mittwochabend fallen. Die besten Karten hatte lange Ursula Stenzel, die auch selbst wollte. Das Blatt könnte sich aber gedreht haben, zu einem, der eigentlich gar nicht wollte und dies auch klar deponiert hatte.

Norbert Hofer, seit Oktober 2013 Dritter Nationalratspräsident für die FPÖ, hatte mehrmals abgelehnt und dies unterschiedlich begründet. Zum einen fühlte er sich mit seinen 44 Jahren zu jung für das Amt, wie er sagte, zum anderen sei er durch seine körperliche Behinderung so beeinträchtigt, dass er sich die Strapazen eines Wahlkampfs nicht antun wollte. Bei einem Flugunfall hatte er sich 2003 schwere Wirbelsäulenverletzungen zugezogen. Mittwochnachmittag hieß es dann aber, Hofer habe sich doch bereiterklärt.

Vorbehalte gegen Stenzel

Gegen Stenzel gab es offenbar innerhalb der Partei Vorbehalte. Zum einen deshalb, weil sie noch nicht lange genug bei der FPÖ sei. Stenzel war erst im vergangenen Jahr im Zuge der Wiener Gemeinderatswahl von der ÖVP zur FPÖ gewechselt und hatte als Kandidatin für die Bezirksvorstehung in der Inneren Stadt kandidiert. Bezirksvorsteherin wurde sie allerdings nicht mehr, dafür zog sie für die FPÖ in den Gemeinderat ein.

Gender Gap

Was noch gegen Stenzel gesprochen haben könnte, offenbart eine Analyse der freiheitlichen Wählerstruktur. Mehr als alle anderen Parteien weist die FPÖ den größten Gender Gap von 13 Prozentpunkten auf: Laut dem sozialwissenschaftlichen Institut Sora entfielen bei der letzten Nationalratswahl 2013 29 Prozent der gültigen Stimmen von Männern auf die FPÖ, aber nur 16 Prozent von Frauen. Was dafür sprechen könnte, die überwiegend männlichen Wähler mit einem männlichen Kandidaten zu bedienen.

Potenzial ausschöpfen

Stenzel hat sich zwar als EU-Abgeordnete und Delegationsleiterin der ÖVP sowie als streitbare Bezirksvorsteherin einen Namen gemacht, dennoch gab es in der Partei Skepsis, ob es ihr gelingen könnte, bei der Bundespräsidentenwahl das freiheitliche Potenzial auszuschöpfen.

Die Präsentation ist jedenfalls für Donnerstag geplant, noch ehe sich Strache Richtung Mailand aufmacht, um an einem Treffen der europäischen Rechtsparteien teilzunehmen.

Demütigung für Koalition

In jüngsten Umfragen waren die Chancen der FPÖ mit einem damals noch unbekannten Hofburg-Kandidaten mit etwa 13 Prozent bewertet worden. Eine dynamische Kampagne, so die Hoffnung der Parteiführung, könnte einen FPÖ-Kandidaten aber durchaus in die Stichwahl befördern. Die Parteistrategen träumen von einem direkten Match gegen den Grünenkandidaten Alexander Van der Bellen. Die Demütigung, die man den beiden Koalitionspartnern SPÖ und ÖVP beifügen könnte, indem man deren Kandidaten im ersten Durchlauf am 24. April aus dem Rennen kickt, könnte, so das Kalkül der FPÖ, durchaus auch auf kommende Wahlgänge ausstrahlen. Zumal mit der Flüchtlingskrise nach wie vor ein Thema hochaktuell ist, das der FPÖ in die Hände spielt. (Michael Völker, 27.1.2016)