Die gelb-orangen Flecken auf lackschwarzem Grund sind bei jedem Feuersalamander verschieden ausgeprägt. Dadurch lassen sich die einzelnen Individuen eindeutig voneinander unterscheiden.

Foto: Christoph Leeb

Wien – In seiner 77 n. Chr. entstandenen Naturgeschichte hielt Plinius der Ältere zwar bereits – richtig – fest, dass sich der Feuersalamander bei starkem Regen, nicht aber bei trockenem Wetter zeigt, verbreitete sonst aber allerhand Unsinn über den auffälligen Lurch: unter anderem, dass er kalt genug sei, um damit Feuer zu löschen – worauf auch sein Name zurückgeht. Oder dass ihm eine Milch aus dem Maul laufe, die die Haare am menschlichen Körper wegfräße. Noch Paracelsus sah im 16. Jahrhundert im gelb-schwarzen Lurch ein mythisches Wesen, das auch im Feuer leben kann.

Leider kann er nichts Dergleichen, tatsächlich ist er – wie viele andere Amphibien – gefährdet. Um auf die bemerkenswerte Spezies aufmerksam zu machen, wurde er von der Deutschen und Österreichischen Gesellschaft für Herpetologie zum "Lurch des Jahres" gewählt.

Individuelle Färbung

Verwechseln kann man den 14 bis maximal 18 Zentimeter langen Feuersalamander nicht, dazu sind seine gelb-orangen Flecken auf lackschwarzem Grund zu augenfällig. Die daraus entstehende Zeichnung ist übrigens bei jedem Tier anders, sodass sich Individuen – etwa im Dienst der Wissenschaft – gut unterscheiden lassen.

Allen gemeinsam ist das weißliche Gift, das sie bei Belästigung und Gefahr aus Drüsen hinter den Ohren und am Rücken absondern. Beim Kontakt mit Schleimhäuten verursacht es zwar ein Brennen, ist aber sonst für Menschen – entgegen der Plinius'schen Warnung – ungefährlich.

Die Verbreitung des Feuersalamanders erstreckt sich über weite Teile Europas; in Skandinavien, Großbritannien und Nordosteuropa fehlt er allerdings. In Österreich findet man ihn vor allem vom nördlichen Salzburg bis zum Wienerwald sowie in der Steiermark und in Kärnten. Dort besiedelt er bevorzugt feuchte Buchen- oder Buchenmischwälder auf Höhen von 300 bis 1000 Metern mit vielfältigen Versteckmöglichkeiten. Wichtig ist auch das Vorhandensein von Laichgewässern.

Geschlechtsreif werden die Tiere erst mit fünf Jahren. Balz und Paarung finden vor allem von März bis September und – für Amphibien ungewöhnlich – an Land statt. Dabei kriecht das Männchen unter das Weibchen, umklammert dessen Vorderbeine und setzt ein Samenpaket auf dem Untergrund ab. Dann führt es seine Partnerin darüber, und diese nimmt es in ihre Kloake auf.

Im nächsten Frühjahr wandert das Weibchen zu einem geeigneten Laichgewässer, hängt seinen Hinterleib hinein und entlässt in mehreren Schüben zehn bis 70 Larven, die 25 bis 35 Millimeter groß sind, bereits vier Extremitäten haben, über Kiemenbüschel atmen und sich von Insektenlarven und Kleinkrebsen ernähren. Gewöhnlich nach vier Monaten haben sie ihre Verwandlung zum landlebenden, lungenatmenden Salamander abgeschlossen. Zu diesem Zeitpunkt sind sie zirka fünf Zentimeter groß.

Die erwachsenen Tiere fressen alles, was sie überwältigen können, vor allem Schnecken, Spinnentiere, Tausendfüßer, Würmer und Käfer. Tagsüber verstecken sie sich, etwa in Erdspalten oder unter Totholz. Auf Beute gehen sie vor allem nachts, besonders bei und nach Regen.

Sie selbst werden am ehesten von Igel, Wildschwein, Dachs und Ringelnatter gefressen, und seit einigen Jahren gibt es auch einen eingeschleppten Pilz, der zum Tod von Amphibien führen kann. Deutlich mehr bedroht sind sie jedoch durch Straßenverkehr, Pestizide, Düngemittel, Waldrodungen, Bachregulierungen und Lebensraumzerschneidung.

Massenquartiere im Winter

Den Winter verbringen Feuersalamander in frostsicheren Unterschlupfen, wobei man annahm, dass sie in dieser Periode ihre Körperfunktionen massiv reduzieren und keine Nahrung zu sich nehmen. In der Literatur gab es außerdem fallweise Berichte, dass sich die sonst einzelgängerischen Lurche im Winterquartier zusammenrotten, detaillierte Untersuchungen gab es dazu aber nicht. Im Zuge einer Bestandsaufnahme des Feuersalamanders im Maurer Wald im 23. Wiener Gemeindebezirk entdeckte Christoph Leeb vom Department für Integrative Zoologie der Universität Wien tatsächlich ein solches Massenquartier. "Im Herbst 2010 fanden wir viele Tiere vor einem Erdloch", erzählt Leeb, "und wir wollten wissen, ob es sich um ein Winterquartier handelte."

Um herauszufinden, wer aller den hinter dem Loch liegenden Hohlraum benutzte, installierte Leeb eine selbst gebaute Fotofalle mit Infrarot-Lichtschranke vor dem Eingang: Wann immer die Tiere kamen und gingen, lösten sie damit eine Kamera aus. Rund 7300 Fotos von 214 verschiedenen Feuersalamandern kamen auf diese Weise im ersten Winter zusammen.

Umtriebige Männchen

Aufgrund von Aktivitätsmustern, die für jedes Individuum erstellt wurden, ließ sich zu jedem Zeitpunkt schätzen, wie viele Salamander sich von Mitte Oktober bis April in der Höhle aufhielten: Es waren bis zu 190 Tiere auf einmal. Allerdings verharrten die Lurche keineswegs durchgehend in Kältestarre, sondern waren fast den ganzen Winter über aktiv: Männchen verließen das Quartier durchschnittlich alle 22 Tage, Weibchen immerhin alle 38 Tage. Überhaupt erwiesen sich die Männchen als umtriebiger: Zwischen ihnen kam es auch viel häufiger zu Interaktionen.

Doch nicht nur die Salamander gingen den Biologen in die Foto-Falle: "Da war bald alles drauf, was im Wald herumläuft", erinnert sich Leeb, "ein Fuchs, ein Iltis, Katzen, Vögel." Im Unterschied zu diesen Zufallsgästen überwintern offenbar auch andere Amphibien- und Reptilien-Arten neben den Salamandern in dem Unterschlupf: Leeb und seine Kollegen fanden Bergmolche, Erdkröten, Springfrösche, Blindschleichen sowie gezählte sechs Äskulap- und sechs Ringelnattern auf den Fotos. Die Mäuse, die auf den insgesamt 40.000 Fotos immer wieder abgelichtet sind, scheinen den alten Bau jedoch ganzjährig zu bewohnen. (Susanne Strnadl, 27.1.2016)