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Wladimir Kaminer, der Autor mit dem Etikett "Medienrusse", hat ein neues, wie immer ebenso witzig wie nachdenkliches Buch geschrieben, aus dem er heute in Wien und morgen in Salzburg lesen wird.

Foto: EPA / Britta Pedersen

In Deutschland hat Wladimir Kaminer das Etikett "Medienrusse" ziemlich für sich gepachtet. Dazu kommt noch sein hoher Bekanntheits- und Beliebtheitsgrad. Da kann selbst Schlagersänger Ivan Rebroff – der ohnehin Deutscher war – längst nicht mehr mithalten.

Gleichwohl hat auch Kaminer seine deutsche Karriere mit Musik gestartet: Der 1967 in Moskau geborene Journalist, DJ und Schriftsteller (Die Reise nach Trulala, Russendisko, Ich bin kein Berliner) lebt seit 1990 in Berlin, wo er zusammen mit Yuriy Gurzhy bald danach im "Kaffee Burger" unter dem Motto Russendisko launige Tanzveranstaltungen mit schrägen Sounds und wilden Stilmischkulanzen von Künstlern aus den Ländern der ehemaligen Sowjetunion organisierte.

Weil aber Kaminer nicht nur Experte für die russische Seele, sondern auch deutsche Eigenarten ist, sammelt er inzwischen die Lieblingslieder deutscher Taxifahrer. Mit untrüglichem Gespür für die absurd-komischen Seiten des Alltagslebens versteht er es, seine Geschichten – ob nun in Buchform oder in den TV-Reportagen – gleichermaßen mit Witz wie Nachdenklichkeit zu präsentieren.

Und Kaminer erweist sich als Meister der kleinen Form – so wie im aktuellen (Hör-)Buch Das Leben ist (k)eine Kunst: Geschichten von Künstlerpech und Lebenskünstlern (Manhattan-Verlag, 2015). Das Komische gibt es bei ihm nie ohne das Tragische, das gilt auch für diese 35 Anekdoten und Kurzgeschichten, in denen unterschiedliche Menschen mit viel Sympathie vorgestellt werden: abgehalfterte Superstars, Regenmacher, traurige Clowns oder mit Bomben und Granaten scheiternde Künstler.

Im realen Leben gebe es keine Happy Ends und keine tragischen Sackgassen, meinte Kaminer einmal. Wie bei jener Klofrau, die in der ostdeutschen Provinz vom Rapper 50 Cent ebendiesen Betrag einheben wollte – die Dame kannte den Musiker ja gar nicht. Am Ende gab es dann vor lauter Missverständnissen handgreifliche Wickel. (dog, 26.1.2016)