Das Burlin Mud's Metal Mang Orkaestra spielt "Into M".


Foto: Lisa Rastl

Wien – Der Chor der Geister in Claudio Monteverdis Oper L'Orfeo nennt die Dinge beim Namen: Orpheus trickst zwar die Unterwelt aus, aber an sich selbst scheitert er. Ein Blick zurück im Affekt, und die geliebte Eurydike versinkt. Anna Viebrock bildet seit 2013 an der Akademie der bildenden Künste Wien die Szenografen von morgen aus. Diesen hat sie für den aktuellen "Rundgang" des Hauses eine performative Präsentation verordnet. Unter dem Titel "parlare in musica" zeigen sie ihre Arbeiten zur Oper als Chor.

Viebrocks Bühnenbilder, unter anderen für Christoph Marthaler, aktuell im Februar Hallelujah (Ein Reservat) an der Volksbühne Berlin, oder kommenden Juli für Cherkaouis Les Indes galantes in der bayerischen Staatsoper, sind legendär. Wer bei der nebenberuflichen Regisseurin lernt, muss sich damit konfrontieren, die eigene Arbeit auch verkörpern zu können. Ergebnis beim Rundgang: eine Gemeinschaftsarbeit in Einzelpositionen zwischen seriösen Bühnenmodellen, einer Wolkenprojektion und L'Orfeo als Installation über Mods.

Der Auftakt des Rundgangs am Donnerstag zeigte, dass die Kunstschaffenden sich immer stärker für das Herstellen von Situationen und Ereignissen interessieren. Noch bis Sonntag zeigt sich dieser Fokus zusammen mit aussagekräftigen Präsentationen unter anderem aus den Fachbereichen Architektur, Malerei, Restaurierung und Bildhauerei.

Vor kurzem hat die Abteilung kontextuelle Malerei unter Hans Scheirl in der von Performances ein- und ausgeleiteten Schau Aufgerissenen Auges: Transmanieristische Reaktionen Präsenz bewiesen. Ein Rest davon hallt beim Rundgang in dem glamourös-dekadenten Duett We will treat you good von Eva Hettmer nach.

Jetzt bildet die Klasse Performative Kunst unter Carola Dertnig einen Angelpunkt der Livekunst: Ihr aus neun Arbeiten bestehender Schwerpunkt "Draw a line and follow it (La Monte Young)" ist noch bis Samstag zu sehen. Darin arbeiten sich etwa Sööt/Zeyringer in Never Name the Shelf an einer choreografischen Serie ab, die zwei Frauen bei der Ironisierung von Körper, Objekt und Arbeit zeigt.

Künstlerisch ebenso fortgeschritten ist La Georgettas queer-schwarzes Solo Horror Vacui mit Megafon und Worten der Leere bei der Umsetzung einer Lyrikarbeit von Anne Waldman. Auch der Tanz prägt das vielschichtige Programm mit, was daran erinnert, dass zu einer Kunsthochschule heute ein Fachbereich zeitgenössische Choreografie wirklich gut passen würde.

Sehr aktiv ist auch die von Marina Grzinic geleitete Abteilung Konzeptuelle Kunst mit Performances und Vorträgen. Bis Sonntag (24. 1.) gibt's noch ein dichtes Programm, etwa mit Eisa Jocson, Clio Van Aerde, Pato Wiesauer und Claudia Tomassetti. (Helmut Ploebst, 22.1.2016)