Christine Lagarde nahm in Davos auch Stellung zu Forderungen, sie möge wieder als IWF-Chefin kandidieren: Sie fühle sich geehrt.

FABRICE COFFRINI

Die Chefin des Internationalen Währungsfonds (IWF), Christine Lagarde, nutzte die Gelegenheit, um beim Weltwirtschaftsforum in Davos an China zu appellieren. Die Regierung müsse ihre Politik besser erklären: "Mehr Transparenz, mehr Kommunikation" seien notwendig. Die jüngsten Entwicklungen an den Finanzmärkten seien auch eine Folge der unklaren Kommunikation über die Versuche der Staatsführung, die Konjunktur zu stabilisieren. "Es führt zu Unsicherheit, wenn die Märkte nicht wissen, was die Politik macht und wie das einzuschätzen ist. Märkte mögen keine Unsicherheit", sagte Lagarde. Allen anderen riet sie: "Mehr Geduld."

Lagardes Ansicht, es brauche mehr Kommunikation, teilte auf dem Podium Jiang Jianqing, Vorsitzender von Chinas Industrie- und Handelsbank. "Die chinesische Politik wird missverstanden."

Aufruf zu Reformen

Lagarde rief China dazu auf, den Umbau der Wirtschaft und die bereits identifizierten Reformen voranzutreiben. Das sei ein "massives Unterfangen". Lagarde riet der chinesischen Regierung, das niedrigere Wirtschaftswachstum im Ausmaß von etwas über sechs Prozent zu akzeptieren. "Es ist faszinierend, dass die Leute sagen: Chinas Wirtschaftswachstum kollabiert."

Das werde nicht der Fall sein, versicherte Fang Xinghai, Vizechef der chinesischen Regulierungsbehörde. "China kann lernen." Und: "Chinas Führung ist die stärkste der Welt." Diese Äußerung löste Lachsalven aus.

Der Aktienmarkt sei 40 Prozent unter dem Höchststand, aber noch 30 Prozent über dem Niveau von vor eineinhalb Jahren. "Die Welt sollte Chinas Beitrag mehr schätzen."

Fang versicherte, China verfüge über Mittel und finanzielle Ressourcen, um eine harte Landung abzuwehren. Der Yuan müsse noch etwas gegenüber dem Dollar abwerten. Aber China wolle keine schwache Währung. China werde seine Verpflichtungen gegenüber dem Währungskorb einhalten, beteuerte Fang. Der Yuan wird ab dem 1. Oktober 2016 in den sogenannten Währungskorb des IWF aufgenommen.

Athen toleriert IWF

Eine positive Nachricht für Lagarde hatte kurz danach Griechenlands Premier Alexis Tsipras. EU-Partner hätten auf eine Rolle des IWF bei der Aufsicht über die Umsetzung der Reformen bestanden. Er akzeptiere das, sagte Tsipras bei einem Auftritt in Davos. (Alexandra Föderl-Schmid aus Davos, 21.1.2016)