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Die Stadt Qamishli ist immer wieder Ziel von Attentätern.

Foto: Reuters / Rodi Said

Ankara – Russland baut in der syrischen Stadt Qamishli, unmittelbar an der Grenze zur Türkei, einen neuen Stützpunkt für seine Militäreinsätze aus. Hundert Soldaten und ein Team von Ingenieuren seien mit dem Ausbau des Flughafens der Stadt beschäftigt, meldeten türkische Medien unter Berufung auf die Syrische Beobachtungsstelle für Menschenrechte in London und Oppositionsgruppen im Bürgerkriegsland.

Das russische Kontingent soll am Montagmorgen in Qamishli gelandet sein. Das Außenministerium in Ankara gab am Donnerstag zunächst keine Stellungnahme zu den Berichten ab. Die Tageszeitung "Hürriyet" gab aber an, der türkische Geheimdienst habe die Landung des russischen Kontingents bestätigt.

Zentrum der Kurden

Qamishli ist ein Zentrum der syrischen Kurden der PYD, die entlang eines großen Teils der Grenze zur Türkei ihr selbst verwaltetes Gebiet Rojava errichtet haben. Die türkische Regierung sieht darin eine Bedrohung für die territoriale Einheit ihres eigenen Landes, weil die Erfolge der syrischen Kurden auch die Kurden auf der türkischen Seite zu separatistischen Bestrebungen anspornten. Qamishli liegt direkt neben der türkischen, mehrheitlich kurdischen Stadt Nusaybin an der Linie der früheren Bagdadbahn. Ankara ließ eine Mauer an der Grenze errichten, um den Austausch zwischen den Kurden auf beiden Seiten zu erschweren.

In Nusaybin liefern sich Bewaffnete der kurdischen Untergrundarmee PKK und türkische Sicherheitskräfte seit Monaten immer wieder Gefechte. Der Flughafen von Qamishli wird noch von Truppen des syrischen Machthabers Bashar al-Assad kontrolliert, was für Ankara ein weiterer Beleg ist, dass die syrischen Kurden der PYD gemeinsame Sache mit Assad machen. Russland und die USA unterstützen die PYD als Bündnispartner im Kampf gegen die Terrormiliz "Islamischer Staat".

Ankara gegen PYD

Die Türkei dagegen hat auch die PYD zu einer Terrororganisation erklärt. Premier Ahmet Davutoğlu lehnt eine Teilnahme der PYD bei den anstehenden Verhandlungen zwischen den syrischen Bürgerkriegsparteien kategorisch ab, wie er beim Weltwirtschaftsforum in Davos am Donnerstag erklärte. Großen Einfluss auf die Besetzung am Verhandlungstisch hat Ankara freilich nicht. (Markus Bernath, 21.1.2016)