Rom – Die italienische Problembank Monte dei Paschi di Siena (MPS), deren Aktien mehr als alle anderen Bankentitel an der Mailänder Börse unter Beschuss geraten sind, hofft dank der niedrigen Marktbewertung auf einen Käufer. Ein Zusammenschluss mit einer größeren Bank sei der beste Weg, um Italiens drittgrößtes Geldhaus zu retten, verlautete aus Regierungskreisen.

"Die ideale Lösung ist, dass der Markt entscheidet. Ich hoffe auf eine italienische Lösung, doch jeder, der kommt, wird mit MPS ein gutes Geschäft machen", sagte Italiens Premier Renzi am Donnerstag. Indiskretionen zufolge hat die Regierung Renzi Kontakte zu Geldhäusern aufgenommen, um festzustellen, ob Zusammenschlüsse mit der toskanischen Bank möglich sind. Die Bank Austria-Mutter UniCredit und der Konkurrent Intesa Sanpaolo dementierten jedoch, Interesse am Geldhaus aus Siena zu haben.

UniCredit-Chef Federico Ghizzoni bestritt Kontakte mit der Regierung wegen einer MPS-Rettung. "Wir haben von der Regierung keinen Aufruf für MPS erhalten", versicherte Ghizzoni. Auch Intesa Sanpaolo-Chef Carlo Messina sowie die Mailänder Investmentbank Mediobanca schlossen entschieden ein Interesse für die älteste Bank der Welt aus.

Aktien unter Druck

Die Überprüfung fauler Kredite von Monte dei Paschi di Siena sowie fünf weiterer Banken – darunter die UniCredit – durch die Europäische Zentralbank (EZB), setzt die Aktien der Geldhäuser seit Tagen unter Druck. Vor allem beim toskanischen Traditionshaus, dessen Marktwert sich seit Jahresbeginn halbiert hat, war die Lage am Mittwoch kritisch. Monte Paschi räumte ein, dass Kunden Einlagen abzögen. Der Abfluss sei aber begrenzt, hieß es in der Zentrale in Siena. Am Donnerstag entschärfte sich die Lage. Die MPS-Aktien stiegen um bis zu 23 Prozent auf 0,626 Euro. Die Aktien der Problembank Carige legten zeitweise gut 13 Prozent zu.

Wirtschaftsminister Pier Carlo Padoan versicherte, dass MPS eine solide Bank sei. "Das Geldhaus hat eine starke Liquidität und sucht nach Marktlösungen, um sich weiterhin zu konsolidieren und den Turbulenzen besser Stand zu halten. Das ist ein Prozess, der auch andere Banken in Italien betrifft", so der Minister.

Padoan dementierte, dass Italien ins Visier spekulativer Attacken geraten sei. "Es besteht der falscher Eindruck, dass Italiens Bankensektor Probleme hat. Auch die EZB hat Initiativen gegenüber Italiens Banken dementiert", kommentierte Padoan am Donnerstag. Die Turbulenzen der Märkte seien mit "globalen Faktoren" verbunden, darunter die niedrigen Ölpreise, die geopolitischen Spannungen und das niedrigere Wirtschaftswachstum in China.

In den vergangenen Wochen hatten die zahlreichen faulen Kredite Zweifel an der Überlebensfähigkeit italienischer Banken geschürt. Die ursprünglichen Pläne zur Einrichtung einer Bad Bank, in die die Problemfälle verschoben werden können, waren bei der EU-Kommission auf Ablehnung gestoßen. Zu den nachgebesserten Vorschlägen haben die Brüsseler Experten weitere Informationen erbeten. (APA, 21.1.2016)