Flüchtlinge warten im griechischen Idomeni auf die Weiterreise nach Mazedonien.

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Athen/Skopje/Ljubljana – Die Balkanländer reagieren auf die Einführung einer Flüchtlingsobergrenze in Österreich. Mazedonien schränkte den Flüchtlingstransit ein, andere Balkanländer zogen nach. Nur Flüchtlinge, die in Deutschland und Österreich um Asyl ansuchen wollen, dürfen weiterreisen. Slowenien wollte noch am Donnerstag darüber entscheiden, ob das kleine EU-Land ebenfalls Obergrenzen einführt.

Mazedonien öffnete am Donnerstag nach fast 48 Stunden Sperre seine Grenze zu Griechenland wieder. Allerdings müssen die durchreisenden Flüchtlinge aus dem Irak, Syrien und Afghanistan erklären, dass sie nach Österreich und Deutschland weiterreisen wollten. Migranten aus anderen Staaten wie etwa Pakistan werden den Berichten zufolge dagegen nach Athen zurückgeschickt. 1.200 Menschen – darunter viele Frauen und Kinder – hatten die Nacht in beheizten Zelten von Hilfsorganisationen verbracht. Die übrigen Flüchtlinge übernachteten in Bussen, in denen sie aus Athen an die Grenze gebracht worden waren. Am späten Donnerstagvormittag passierten die ersten von ihnen den Grenzposten.

Slowenien erwägt Obergrenze

Am Mittwoch hatte Österreich als erstes EU-Land angekündigt, eine Obergrenze für Flüchtlinge festzulegen. Slowenien reagierte daraufhin, dass es ebenfalls die Einführung einer Obergrenze erwägt. Slowenien müsse die Zahl der Durchreisenden auf der Balkanroute den Vorgaben der Zielländer wie Österreich und Deutschland anpassen, sagte Außenminister Karl Erjavec im Parlament in Ljubljana. Seine Regierung wollte noch am Donnerstag über eine etwaige Obergrenze entscheiden. Serbien und Kroatien hatten bereits zuvor bekanntgegeben, dass sie nur Durchreisende mit dem Ziel Österreich oder Deutschland akzeptierten.

Mazedonien hatte die Grenze zu Griechenland am Mittwoch geschlossen, weil die Weiterfahrt der Flüchtlinge durch Slowenien ins Stocken geraten sei. Dem widersprach am Mittwoch ein Sprecher der Slowenischen Staatsbahnen (SZ), der angab, alle Bahnverbindungen im Land funktionierten einwandfrei.

87 Menschen heuer bereits im Mittelmeer ertrunken

Auf der sogenannten Balkanroute wollen zehntausende Menschen vor allem aus Syrien, Afghanistan und dem Irak in die EU gelangen. In den ersten 20 Tagen dieses Jahres sind nach Uno-Angaben schon mehr als 35.450 Migranten aus der Türkei nach Griechenland gekommen. Zum Vergleich: Im ganzen Jänner 2015 waren es knapp 1.700. Allerdings begann der große Flüchtlingszustrom erst im vergangenen Sommer. 87 Menschen sind im neuen Jahr bereits im Mittelmeer ertrunken oder werden vermisst, wie das Uno-Flüchtlingshochkommissariat UNHCR am Donnerstag weiter mitteilte.

Die griechische Küstenwache konnte am Donnerstag 73 Menschen aus den Fluten in der Ägäis retten. Für ein Kind kam aber jede Hilfe zu spät. Es starb nach seiner Ankunft auf der Insel Lesbos. (APA, 21.1.2016)