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Foto: REUTERS/Mark Kauzlarich

Sarah Palin ist zurück auf der Bühne – so schrill, populistisch und unterhaltsam, wie man sie eben kennt. Sie ist die erste prominente Republikanerin, die sich hinter Donald Trump stellt. Wie viel Gewicht ihre Empfehlung hat, daran scheiden sich die Geister.

Die Marke Palin sei im gottesfürchtigen Iowa – hier beginnt am 1. Februar der Vorwahlmarathon – bei den Evangelikalen "so golden wie die Wasserhähne im Trump Tower", lässt sich Ralph Reed, Sprecher der rechten Faith and Freedom Coalition, in der New York Times zitieren. Falls Reed richtig liegt, könnte die 51-Jährige dazu beitragen, dass Trump in Iowa gut aus den Startlöchern kommt. Zur Belohnung, hat sie angedeutet, würde sie in einem Kabinett Trump gern das Energieministerium leiten.

Erfolgloser TV-Kanal

Es gibt aber auch Stimmen, die Palins Einfluss für grotesk überschätzt halten. Zuletzt war es nämlich ziemlich still geworden um die "Hockey-Mom" aus der Kleinstadt Wasilla, Alaska. Für Fox News kommentierte sie ab und zu das Zeitgeschehen. Der Versuch, einen eigenen TV-Kanal aufzubauen, scheiterte daran, dass nur wenige bereit waren, pro Monat 9,95 Dollar zu bezahlen.

Das letzte Mal im echten Rampenlicht, das war vor knapp fünf Jahren: Da fuhr sie in einem Bus die Ostküste hinauf, um herauszufinden, wie viele Menschen sie noch in ihren Bann schlagen konnte. Wäre der Andrang groß gewesen, hätte sie wohl fürs Oval Office kandidiert. Der Test fiel enttäuschend aus, und sie verzichtete.

Nun also Trump. Auf den ersten Blick fällt auf, wie sehr sich die beiden in ihrem Politikstil ähneln: zwei Amateure, die oft herausstreichen, wie resolut sie sich mit dem Establishment anlegen. Damit lässt sich punkten, denn Amerikaner haben eine Schwäche für Quereinsteiger. Schon John McCain versuchte 2008 davon zu profitieren, als er Palin, damals Gouverneurin Alaskas, als Kandidatin für die Vizepräsidentschaft in sein Team holte. Als sie ihre vermeintliche Russland-Expertise mit dem Satz begründete, man könne Russland von Alaska aus sehen, brach die eine Hälfte des Landes in schallendes Gelächter aus. Die andere Hälfte stieß sich eher daran, wie boshaft die "abgehobene Elite" über die Amateurin herfiel.

Kurz darauf erschien die Tea Party auf der Bildfläche, zur Revolte gegen das Establishment blasend. Es war nur folgerichtig, dass die Rebellen die fünffache Mutter – mittlerweile ist sie auch Oma – zu ihrer ungekrönten Königin kürten. (Frank Herrmann, 20.1.2016)