Noch drei Wochen, dann will der frühere griechische Finanzminister Yanis Varoufakis (54) seine europaweite Anti-Sparkurs-Partei in Berlin starten – in der Hochburg der Austeritätspolitik, wie er es sieht. Diese Woche ließ sich der als politischer Popstar und Modemensch gefeierte Wirtschaftsprofessor von einem populären griechischen Sender interviewen. Dabei kam Varoufakis auch wieder auf seinen Bruch mit Alexis Tsipras zu sprechen, dem weiter regierenden Chef der radikalen Linken.
Eineinhalb Stunden lang ließ Varoufakis am späten Dienstagabend seine kurze, aber stürmische Zeit als Finanzminister der linksgeführten Regierung Revue passieren. Den Auftrag zum "Plan X", der Einführung eines parallelen Zahlungssystems zum Euro im Fall eines Bankrotts Griechenlands, erteilte Regierungschef Tsipras selbst, gab Varoufakis an.
Ein kleines Team von sechs Personen habe die Notfallmaßnahmen ausgetüftelt als Antwort auf den "Plan Z" der Europäischen Zentralbank, erzählte Varoufakis. Der "Plan Z" war eine vertrauliche Planstudie der Kreditgeber im Jahr 2012. Diese wollten Griechenland so auf einen damals denkbaren Austritt aus der Eurozone vorbereiten, dass andere EU-Staaten mit Finanzproblemen nicht ebenfalls aus der Währungsunion gedrängt würden.
Unglücklich über den Sieg
Varoufakis' Kontrahent beim "Plan X" war Vizepremier Yannis Dragasakis, ein Reformkommunist. Er riet Tsipras im Sommer 2015, nicht das Risiko eines Zahlungsausfalls gegenüber den Kreditgebern einzugehen. Das war bereits bekannt. Neu hingegen ist Varoufakis' Äußerung über den Abend des Kreditreferendums am 5. Juli: Am Regierungssitz habe eine "unerfreute Stimmung" geherrscht. Tsipras habe nicht mit einem so großen Sieg des Nein zum Angebot der Kreditgeber gerechnet. Er wollte ein Mandat für eine schnelle Einigung.
Varoufakis kündigte für den 9. Februar die Gründung seiner Bewegung Demokratie in Europa (DiEM) an. Einer neuen Umfrage zufolge würde Tsipras' Koalition abgewählt, wenn die Griechen jetzt zu den Urnen gingen. (Markus Bernath aus Athen, 21.1.2016)