Bezüglich der zuletzt oft kritisierten "Auslaufannuitäten" wollen die Gemeinnützigen eine Informationsoffensive starten.

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Die Österreicher sind mit ihrer eigenen Wohnsituation äußerst zufrieden, schätzen die Lage des gesamten Wohnungswesens in Österreich aber nicht ganz so rosig ein. Das zeigt eine Gallup-Umfrage unter 1.000 Menschen ab 18 Jahren im Auftrag des Verbands gemeinnütziger Bauvereinigungen (GBV).

Konkret sind 93 Prozent der Befragten mit ihrer Wohnsituation "zufrieden" oder "sehr zufrieden", bei der Frage nach dem Zustand des Wohnungswesen antworteten aber nur noch 68 Prozent mit diesen beiden Antwortmöglichkeiten. 28 Prozent sehen Probleme, was mit den durchwegs als hoch wahrgenommenen Kosten zu tun hat: 59 Prozent halten Wohnen in Österreich nämlich ganz allgemein für zu teuer. "Die Menschen sehen darin ein veritables Problem", so Studienleiter Günther Haunlieb.

Zu hohe Ausstattungsqualität

"Sparbereitschaft" signalisierten die Umfrage-Teilnehmer bei Wohnungsgrößen, Architektur, Barrierefreiheit und Gemeinschaftsflächen, aber auch beim energetischen Standard der Wohnhäuser. GBV-Obmann Karl Wurm, der seit Jahren auf die teuren Qualitäten im Wohnbau hinweist, sieht sich durch die Studienergebnisse bestätigt und pocht auf eine Eindämmung bei Bau- und Grundkosten sowie den teuren Normen. Hoffnung gibt ihm der aktuelle Trend zur Billig-Wohnschiene in manchen Bundesländern (siehe Artikel).

Die Bedeutung des gemeinnützigen Wohnbaus in Österreich für das Wohnungswesen im Land bezeichneten 91 Prozent der befragten GBV-Bewohner als sehr hoch oder relativ hoch, aber auch 84 Prozent der Nicht-GBV-Bewohner. Dass diese Ergebnisse "relativ ähnlich" sind, war für Haunlieb "sehr überraschend". Auch bei der Imagebewertung des gemeinnützigen Wohnbaus gab es kaum Unterschiede, "die Cluster sind von Vertrauen und Zuverlässigkeit geprägt", so der Studienleiter. "Etwas Luft nach oben durch eine verstärkte Kommunikation" des Sektors sieht der Experte jedoch noch bei bestimmten Detailfragen; so wüssten etwa viele Menschen gar nicht, dass gemeinnützige Bauträger nur beschränkt Gewinne machen dürfen.

Auslaufannuitäten: "Irreführender Begriff"

Recht deutlich wurde Wurm auf der Pressekonferenz am Mittwoch beim Thema Auslaufannuitäten – alarmiert durch diverse Medienberichte in der jüngeren Vergangenheit, in denen die Gemeinnützigen ob dieser Auslaufannuitäten scharf kritisiert wurden. Der Begriff wird in Mietvorschreibungen vieler Gemeinnütziger für das vorgeschriebene Entgelt in bereits ausfinanzierten Häusern verwendet und suggeriert nach Meinung mancher Beobachter, dass sich die Gemeinnützigen damit ein "Körberlgeld" erwirtschaften würden, obwohl gar keine Kredite mehr für das betreffende Haus zurückzuzahlen seien. Auch der Rechnungshof kritisierte das jüngst: Von Mietern angesparte Gelder sollten wieder den Mietern zugutekommen, argumentierte er.

Wurm zeigte sich am Mittwoch sehr unglücklich über den "irreführenden" Begriff der "Auslaufannuitäten" und kündigte an, eine Informationsoffensive dagegen zu starten. Die Praxis selbst verteidigte er vehement: Das Gesetz sehe nun einmal vor, dass auch für ausfinanzierte Häuser ein Entgelt – also eine Miete – zu verlangen sei. Dieses Geld fließe aber ausschließlich in neue Bauprojekte sowie Sanierungen, eine entsprechende "Baupflicht" sei im Gesetz verankert. Weiters habe der Gesetzgeber mit der jüngsten WGG-Novelle klargestellt, dass diese Praxis im Sinne der Wohnversorgung künftiger Generationen ausdrücklich erwünscht sei. Außerdem sei eine mietenfreie Wohnung etwas, was es schlicht "nicht gibt".

"Abgesenkte Miete gibt's sonst nirgends"

Alfred Graf, Obmann der niederösterreichischen Gemeinnützigen, pflichtete Wurm bei und wies auch darauf hin, dass die Gemeinnützigen nach dem Auslaufen der Finanzierung eines Hauses verpflichtet seien, die Miete zu reduzieren – bisher auf eine Miete, die sich am burgenländischen Richtwert orientierte, nun (seit 1. Jänner) auf ein im WGG verankertes Grundentgelt von 1,75 Euro je Quadratmeter, plus dem entsprechenden Erhaltungs- und Verbesserungsbeitrag (EVB). "So eine abgesenkte Miete gibt es sonst weder bei Gemeindewohnungen, und schon gar nicht im privaten Mietwohnungsbereich", so Graf.

"Diese 1,75 Euro pro Quadratmeter, die ins Eigenkapital gehen, machen niemanden fett", so Wurm wörtlich. "Wir müssen das sofort wieder investieren. Es gibt für uns eine Baupflicht und eine Regelung über die Körperschaftssteuer, dass das Geld wieder einzusetzen ist. Früher war das innerhalb von fünf Jahren, dann innerhalb von drei Jahren wieder zu investieren. Nun, nach der letzten WGG-Reform, muss das binnen zwei Jahren geschehen." (mapu, 20.1.2016)