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Wie man Überproduktion in China drosseln kann, wurde in Davos diskutiert. 2500 Teilnehmer nehmen am WEF teil

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Nicht nur wegen der Entwicklungen auf den Aktienmärkten starrt die ganze Welt auf China. Die Abflachung des Wirtschaftswachstums trübt weltweit Prognosen für dieses Jahr ein. Wie sehen chinesische Unternehmer die Entwicklung? Wie gehen sie mit der Abflachung des Wirtschaftswachstums um? Und wie sehen sie die Rolle des Staates? Einen überraschend kritischen Einblick bot eine Debatte über "das neue Normale in China" beim Weltwirtschaftsforum in Davos, in der der US-Ökonom Nouriel Roubini der einzige Nichtchinese in der Runde war.

"Jeder weiß, dass wir harte Zeiten erwarten. Das Risiko wird nicht geringer als es 2015 schon war. Heuer können wir das Risiko auf den Finanzmärkten gar nicht unterschätzen", sagte Zhang Yichen, Chef der Investitionsfirma Citic Capital mit Sitz in Hongkong. Für ihn sind die vielen maroden Firmen das größte Problem, die mit staatlicher Unterstützung erhalten bleiben und nicht bankrottgehen dürfen.

Klare Strukturen schaffen

Der Staat müsse endlich klare Strukturen schaffen, verlangte der Pekinger Ökonomieprofessor Zhang Weiying. "Wir brauchen endlich verlässliche Rechtsstaatlichkeit."

"China ändert seine ökonomische Struktur. Der Finanzsektor kennt aber die neuen Bedürfnisse nicht. Man muss erst Verbindungen zwischen dem Finanzsektor und der Realwirtschaft herstellen", schilderte Shi Wenchao, Präsident von Unionpay, Chinas einziger Kreditkartenorganisation, die Probleme aus seiner Sicht.

Wachstumsraten eindämmen

"Die Wirtschaft wächst viel langsamer, deshalb müssen wir auch die Wachstumsraten eindämmen. Das ist eine ziemliche Herausforderung", sagte Zhang Fangyou, Chef von Guangzhou Automobile Industrie, dem nach eigenen Angaben fünftgrößten Autoproduzenten Chinas, der Joint Ventures mit Renault und Chrysler unterhält. Es gebe eine Überkapazität in vielen Firmen. "Aber wir müssen machen, was die Regierung will."

Roubini, der sich die Schilderungen ruhig angehört hatte, mahnte eine "Exzesskorrektur" ein. Die Autoindustrie in China habe eine Struktur wie jene in den USA vor hundert Jahren. Es gebe rund hundert Autoproduzenten, in den USA gebe es auch nur noch drei. "Aber das würde zu einem Anstieg der Arbeitslosigkeit führen. Wen man tausende Firmen schließt, dann würd das zu Instabilität führen." Deshalb müsse China endlich daran gehen, ein soziales Sicherungssystem aufzubauen.

Für China insgesamt prophezeite Roubini "weder eine harte noch eine weiche Landung, sondern eine holprige". In China sei man von "exzessivem Optimismus in exzessiven Pessimismus" verfallen, "von einem ins andere Extrem".

Transparenz hilft Märkten

Für heuer sagte er ein Wirtschaftswachstum von sechs Prozent voraus. Die Regierung sei aber auf so hohe Wachstumsraten fixiert und schiebe Reformen hinaus, um zu einem nachhaltigen Wirtschaftswachstum zu kommen. Die Entwicklung auf den Aktienmärkten zeige die Marktvolatilität. Man müsse in China endlich zu einer transparenten Vorgangsweise bei Interventionen kommen, meinte Roubini. So müsste auch die Währung Renminbi gegenüber dem US-Dollar abgeschwächt werden.

Der Iran nutzte das Weltwirtschaftsforum, um nach der Aufhebung der Sanktionen um Investitionen zu werben. Nach dem Abschluss des Nuklearabkommens mit der internationalen Gemeinschaft seien bereits viele Delegationen nach Teheran gekommen, sagte Mohammed Agha Nahavandian, Chef des iranischen Präsidialbüros. "Das Wirtschaftsklima ist deutlich besser geworden."

Laut Nahavandian dient der wirtschaftliche Aufschwung auch der Sicherheit in der ganzen Region. Denn die Bekämpfung von Gewalt und Extremismus gehe Hand in Hand mit dieser Entwicklung. "Dazu brauchen wir neue Arbeitsplätze." Außenminister Dschawad Zarif trat in Davos Befürchtungen entgegen, dass sich der Konflikt mit Saudi-Arabien zu einem Krieg auswachsen könne. (Alexandra Föderl-Schmid aus Davos, 21.1.2016)