"NZZ.at"-Chefredakteur Michael Fleischhacker, "profil"-Herausgeber Christian Rainer, "News"-Journalistin Julia Schnizlein, "OÖN"-Redakteur Christoph Kotanko, "Die Presse"-Kolumnist Rudolf Taschner.

Foto: VÖZ / Biach

Wien – Liefern Zeitungen und Magazine mit Meinungsstücken noch einen Mehrwert gegenüber 140-Zeichen-Tweets? Darüber gingen die Anschauungen Dienstagabend bei einer Diskussion anlässlich der "Woche des Zeitungslesens" im Wiener Cafe Korb auseinander. "Unser Mehrwert ist die Glaubwürdigkeit", meinte etwa Christoph Kotanko, Wien-Korrespondent der "Oberösterreichischen Nachrichten".

"Ein Problem ist, dass Politiker und Journalisten als gemeinsame Klasse wahrgenommen werden", sagte Kotanko weiter. Die Nachfrage nach Meinungen sei groß, da in der aktuellen krisenhaften Situation "Orientierung gesucht wird", in sozialen Medien gebe es zwar viel Meinung, aber auch "viel Dummheit", so der OÖN-Korrespondent.

Einen hohen Bedarf an qualifizierter Meinung ortete auch "profil"-Chefredakteur Christian Rainer: "Wenn Medien der Marktplatz für Meinungen sind, dann befinden wir uns in einem Bärenmarkt mit vielen Junk Bonds, Online-Marktversagen, einer Social-Media-Blase und Marktverzerrungen durch Staatseingriffe. Und mit einigen Blue Chips." Die Frage sei, ob es den Medien gelinge, die Hoheit in Sachen qualifizierter Meinungen zu halten.

Anders NZZ.at-Chefredakteur Michael Fleischhacker. "Die Meinungen in sozialen Medien sind oft qualifizierter als die Meinungen von Journalisten. Der durchschnittliche Kommentator in einem Medium hat oft weniger Expertise als viele Teilnehmer in sozialen Netzwerken. Ich habe nicht den Eindruck, dass soziale Medien selbstreferenzieller sind als die gedruckten Medien in Österreich. Der Diskurs ist offener, breiter und egalitärer geworden." Fleischhacker glaubt auch nicht, dass die Medien die Meinungshoheit zurückgewinnen können.

Die Diskussionsveranstaltung war Teil der vom Verband Österreichischer Zeitungen (VÖZ) und der Fachgruppe der Wiener Kaffeehäuser initiierten zweiten "Woche des Zeitungslesens in Wiener Kaffeehäusern". Mit der Initiative wollen VÖZ und Kaffeeinnung auf die Gemeinsamkeiten des Mediums Zeitung und der Wiener Kaffeehauskultur hinweisen. Details zum weiteren Programm sind unter hier abrufbar. (APA, 20.1.2016)