Die ehemalige Hypo-Zentrale in Klagenfurt.

Foto: APA/MICHAEL WALCHER

Wien – Am Mittwoch in der Früh wurde das Offert öffentlich bekannt, am Nachmittag gab es die erste Absage: Die deutschen Versicherungen lehnen das Angebot des Bundeslands Kärnten ab, den Gläubigern ihre (landesbehafteten) Heta-Anleihen zu 75 Prozent des Nennwerts zurückzukaufen. Das gab ein Sprecher des Vermögensverwalters der Deutschen Rück bekannt, mit der Begründung, "deutsche Versicherungsinvestoren und so auch wir" hätten Schuldverschreibungen mit einer unwiderruflichen Landesgarantie erworben, das Land und die Republik seien daher verpflichtet, 100 Prozent zurückzuzahlen.

Die Versicherer haben Anleihen im Volumen von 770 Millionen Euro gezeichnet und nun eine Haltevereinbarung unterschrieben. Sie hoffen, dass sich ihnen weitere Anleihegläubiger anschließen: Das Angebot braucht die Zustimmung von mindestens zwei Dritteln der Gläubiger.

75 und 30 Prozent

Um sechs Uhr in der Früh hatte der Kärntner Ausgleichszahlungsfonds, der das Rückkaufangebot legt, das lang erwartete Angebot veröffentlicht – jedenfalls dessen Eckpunkte. Die da lauten: 75 Prozent für die vorrangigen Anleihen, 30 Prozent für nachrangige. Weitere Details werden am Donnerstag bekannt gegeben.

Lang war zuvor herumgerechnet worden, immer wieder kam es zu Verzögerungen. Doch nun kann der größte Schuldenschnitt einer europäischen Bank, mit dem sich Österreich ins Rampenlicht der internationalen Finanzmärkte stellt und seine Glaubwürdigkeit ebendort riskiert, beginnen.

Drei Milliarden Ersparnis für Kärnten

Den Gläubigern der einstigen Hypo Alpe Adria, der nunmehrigen Abwicklungsgesellschaft Heta, wird ein Verzicht von ungefähr drei Milliarden Euro abverlangt. Das Volumen der vorrangigen Anleihen beträgt 10,2 Milliarden Euro; diese Gläubiger sollen mit 75 Prozent abgefertigt werden. Der 70-Prozent-Schnitt für die in Summe 900 Millionen Euro schweren Nachranganleihen betrifft, zum Beispiel, auch die Weltbank.

Seit dem im März 2015 von der FMA verhängten Zahlungsmoratorium sind auch noch Zinsansprüche angefallen – auch sie sollen aliquot bezahlt werden. Summa summarum beläuft sich das Angebot des Kärntner Fonds auf rund acht Milliarden Euro. Damit liegt das Offert etwas über den Markterwartungen, notieren die Heta-Anleihen doch seit Verhängung des Moratoriums unter 70 Cent auf einen Euro Forderung.

Angst vor Haftung

Im Vorfeld soll es ein ziemliches Tauziehen um die Bewertung der künftigen Heta-Rückflüsse aus der Verwertung von Forderungen und Sicherheiten gegeben haben, auf dem das jetzige Angebot an die Gläubiger basiert. Finanzminister Hans Jörg Schelling soll auf ein höheres Angebot gedrängt haben, um den Anleihenrückkauf nicht zu gefährden.

Die Heta darf allerdings nicht mehr hergeben, als die Verwertung ihres Vermögens einspielen wird. Bei den Schätzungen gibt es natürlich einen gewissen Spielraum, der jetzt ausgeschöpft worden sei, ist zu hören. Man geht von ungefähr 6,3 Milliarden Euro aus.

Der Heta-Führung unter Immigon-Vorstand Michael Mendel wäre eine vorsichtigere Prognose der Rückflüsse lieber gewesen, ist zu hören. Die Gremien der Abbaueinheit haben daher auf einen ungewöhnlich umfassenden Haftungsausschluss gedrängt – und ihn auch erhalten.

Gläubiger am Zug

Neben den genannten Heta-Erlösen von gut sechs Milliarden Euro steuert Kärnten auch noch 1,2 Milliarden Euro bei, um sich von den Haftungen freizukaufen. Diesen Betrag haben sich die Kärntner vom Staat ausgeborgt, in Form eines Kredits von der Öbfa.

Nun sind die Gläubiger am Zug. Sie haben von diesem Freitag bis zum 11. März Zeit, um sich für oder gegen Offert der Kärntner zu entscheiden. Bisher hatten große Investoren – Banken, Versicherer und Fonds – angekündigt, keine Abstriche von der vollen Bedienung der Schulden machen zu wollen. "Jetzt müssen sie entscheiden, ob sie 75 Prozent in Cash nehmen, oder ob sie das Risiko und die Kosten eines Rechtsstreits in Kauf nehmen", sagt ein Involvierter.

Denn sollte das Angebot scheitern, hätte das eine Insolvenz der Heta zur Folge. In dem Fall müssten die Gläubiger ihre Ansprüche direkt beim Land Kärnten eintreiben – und das kann nach eigener Darstellung maximal 1,2 Milliarden Euro stemmen. (Andreas Schnauder, Renate Graber, 20.1.2016)