Für Denise ist U-Bahn-Fahren eine Herausforderung.

Foto: zdf/ Daniela Agostini

Sie könne sich wahnsinnig gut in etwas hineinsteigern, sagt Denise. "Sowohl in Interessen als auch in Ängste." Als Kind konnte sie stundenlang die immergleiche Tätigkeit ausführen. "Wenn ich das heute so sehe, wundere ich mich, dass ich nicht früher bemerkt habe, was los ist", sagt die Mutter beim Betrachten von Videos. Denise leidet am Asperger-Syndrom. In der Schule wird ihr Hochbegabtheit attestiert, von den Mitschülern wird sie gemobbt. Die Diagnose war "eine Wahnsinnserkenntnis für mich".

Empathischer Blick

In der 37 Grad-Reportage "Kein Smalltalk – keine Lügen" geht es um das Leben mit dem Gendefekt. Manche sind hochbegabt, manche brauchen Betreuung rund um die Uhr. Mit dem einschlägig bekannten Bild von Dustin Hoffman im Film Rain Man haben diese Menschen aber wenig gemein.

Die 37_Grad-Reihe zählt zu den Renommierprodukten des deutschen öffentlich-rechtlichen Rundfunks und gilt als Pendant zum ORF-Schauplatz. Der Blick auf Schicksale wirkt dabei oft persönlicher und ist stärker auf Empathie ausgerichtet. Die berührenden Geschichten von Denise, Marcello und Peter, mit ihren teils unüberwindbar scheinenden Hürden, die sich im Alltag aufbauen.

Das ist stets dann der Fall, wenn Beziehungen ins Spiel kommen. Für Denise ist Smalltalk verlorene Lebenszeit, Peter ist beim Netzwerken gänzlich untalentiert, Marcello bekommt Tobsuchtsanfälle, wenn jemand lügt. Wahrnehmung ohne Filter, wenn es zu viel wird, hilft klassische Musik oder ein Ortswechsel. (prie, 19.1.2016)