Ein Poster ist kein scheues Reh, mitunter aber auch zuckersüß.

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Der Poster ist kein scheues Reh. Eher ein im Galopp befindliches Wildschwein. Für weniger virtuell vorgebildete Menschen: Ein Poster hinterlässt meist mit Nachdruck auf Onlineforen diverser Internetpublikationen seine Meinung, oft sehr pauschalisierend. Insofern würde sich auch diese Glosse als Posting eignen.

Meist wird in Postings nicht abgewogen, sondern draufgehaut. Leserbriefe sind oft nicht ganz so dezidiert in der Meinungsäußerung, weil der Absender mit seinem Klarnamen dahintersteht und mit einer Reaktion der angesprochenen Person rechnen kann und muss. Wenn der Brief aber mit einem "Wie dämlich muss man sein ..." beginnt, rechnet der Leserbriefschreiber nur bedingt mit einem konstruktiven Verlauf der Kommunikation.

Jede Menge Experten

Wenn ein Poster die Frage in den Raum und an die Community stellt, wie es sein könne, dass der Autor des Artikels nicht auf seiner eigenen Schleimspur ausrutscht, rechnet er tendenziell mehr mit der Zustimmung anderer Poster als mit einer höflichen Antwort des Autors.

Die Ereignisse von Köln haben gezeigt, dass es im Internet mindestens eine Million Integrationsexperten gibt, fast so viele wie Fußballnationaltrainer, und alle drängt es an die Öffentlichkeit. Und selbstverständlich gibt es jede Menge Autoexperten, ungefähr so viele, wie es Autofahrer gibt.

Und dennoch freuen wir uns wirklich über jede Zuschrift und jedes Posting. Über fast jedes. Aufmerksamkeit zu lukrieren ist unser Geschäft. Also posten Sie! Sie müssen aber nicht hier und jetzt damit anfangen. (Michael Völker, 22.1.2016)