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Ahmad Al Faqi Al Mahdi bei der ersten Anhörung zur Feststellung seiner Identität im September 2015.

Foto: Reuters

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Nach dem Militärputsch vom 21. März 2012 in Mali (im Bild: Putschführer Amadou Haya Sanogo) gewannen die islamistischen Gruppen Ansar Dine, AQMI (Al-Qaida im Maghreb) und Mujao (Bewegung für Einheit und Jihad in Westafrika) die Kontrolle im gesamten Norden Malis.

Foto: AP/Blackwell

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Am 28. Januar 2013 nahmen französische und malische Truppen Timbuktu wieder ein.

Foto: Reuters

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Beim Brand im Jahr 2012 beschädigtes Manuskript.

Foto: AP

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Die Besatzung Timbuktus durch Ansar Dine und AQMI wurde 2014 in dem vielfach ausgezeichneten Film "Timbuktu" von Abderrahmane Sissako filmisch verarbeitet.

Foto: EPA/Cannes Filmfestival

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Ein traditionell gekleideter Targi vor einer der Moscheen aus dem 13. Jahrhundert. Das Foto stammt aus dem Jahr 2004.

Foto: Reuters/Gnago

Szene aus einem Video von Islamisten, die die Zerstörung in Timbuktu dokumentiert. Die Szenen sind keine Fiktion.

Foto: AFP/Videostill

Ein Militärputsch im Frühjahr des Jahres 2012 änderte im Norden Malis das Leben der Bevölkerung schlagartig. Nach dem Putsch vom 21. März 2012 gewannen die islamistischen Gruppen Ansar Dine, AQMI (Al-Qaida im Maghreb) und Mujao (Bewegung für Einheit und Jihad in Westafrika) im April die Kontrolle im gesamten Norden. Zehn Monate war auch die geschichtsträchtige Oasenstadt Timbuktu unter der Herrschaft der Islamisten. In der Stadt, die als das berühmteste Zentrum islamischer Lehren der Region gilt, stellten die Islamisten ihre eigenen Regeln auf. Das eingesetzte Scharia-Gericht ging gegen die Bevölkerung mit brutaler Konsequenz vor. Im Jahr 2009 zählte die Stadt offiziell fast 250.000 Einwohner, doch viele verließen Timbuktu nach der Übernahme durch die Islamisten.

Auch die Belege jahrhundertealter islamischer Geschichte in Timbuktu fanden die Besatzer von außerhalb suspekt. Sechs der imposanten Mausoleen Timbuktus für muslimische Heilige wurden während der Besatzung zerstört – um gegen die angebliche "Götzenanbetung" zu kämpfen. Die von der Unesco als Weltkulturerbe eingestuften Bauwerke entgingen der Zerstörungswut der Extremisten ebensowenig wie die wertvollen Manuskripte in der historischen Oasenstadt, die ihre Blütezeit als spirituelles und wirtschaftliches Zentrum im 15. und 16. Jahrhundert erlebte.

Internationaler Strafgerichtshof klagt an

Nun muss sich zumindest ein Extremist, der mutmaßlich an der Zerstörung der jahrhundertealten religiösen Stätten beteiligt gewesen sein soll, vor dem Internationalen Strafgerichtshof (IStGH/ICC) verantworten. Ende September wurde Ahmad Al Faqi Al Mahdi, zuvor im Niger festgenommen, von den dortigen Behörden an das Gericht in Den Haag ausgeliefert.

Die ICC-Ankläger eröffneten am vergangenen Wochenende offiziell das Ermittlungsverfahren gegen ihn. Es ist das erste Mal, dass sich der IStGH mit der Zerstörung religiöser Bauwerke und historischer Monumente befasst. Al Mahdi ist auch der erste mutmaßliche Jihadist, der sich vor dem Gerichtshof verantworten muss. Chefanklägerin Fatou Bensouda betonte bereits im September: "Es geht um einen eiskalten Anschlag auf die Würde und Identität ganzer Bevölkerungen und ihrer religiösen und historischen Wurzeln."

Zerstörung der Kulturstätten

Al Faqi, der auch unter dem Namen Abou Tourab bekannt ist und der Volksgruppe der Tuareg angehört, soll zwischen dem 30. Juni und dem 10. Juli 2012 an der Zerstörung der sechs Mausoleen und einer Moschee in Timbuktu beteiligt gewesen sein. Er soll ein führendes Mitglied des Al-Kaida-Verbündeten Ansar Dine sein. Er soll eng mit einem islamistischen Gericht zusammengearbeitet haben, das die Zerstörung der Kulturstätten angeordnet hatte. Die Regierung von Mali hatte das internationale Gericht mit den Ermittlungen beauftragt.

In Timbuktu sind inzwischen dank eines Unesco-Projekts zwei Mausoleen in einem Friedhof der Stadt wieder aufgebaut. Die Uno-Kulturorganisation begann 2014 mit der Rekonstruktion der zerstörten Stätten. Die beeindruckenden islamischen Heiligengräber und Moscheen in Timbuktu zählen seit 1988 zum Unesco-Weltkulturerbe. 333 islamische Heilige sollen in Timbuktu begraben sein. Die 16 Mausoleen und drei großen Moscheen zogen über lange Zeit zahlreiche Touristen an. Die Stadt verfügt über einen einzigartigen Schatz arabischer Manuskripte. Nachdem die radikalislamischen Rebellen die Kontrolle über Timbuktu übernommen hatten, konnten die Bibliothekare einen Teil der Sammlung an einem geheimen Ort in Sicherheit bringen. (red, 20.1.2016)