Für längere Touren mit Gepäck eignet sich ein E-Bike besonders.

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Wien – Mehr als 100 Jahre lang hat Fahrradfahren ausschließlich mechanisch funktioniert, und jeder war zufrieden damit. Das ist anders geworden. Elektroantriebe für Zweiräder – anfangs noch belächelt als Nischenprodukt für die Generation 60 plus – dringen zunehmend auch in das sportliche Segment der Mountainbikes und Trekkingräder vor.

"Wir werden heuer 230.000 Fahrräder verkaufen, 22 Prozent oder 50.000 Stück davon sind E-Bikes. Das sind fast 35 Prozent mehr als 2015", sagte Stefan Limbrunner, Verkaufs- und Marketingchef von Österreichs größtem Fahrradhersteller KTM, im Gespräch mit dem STANDARD. "E-Bikes steuern bereits jeden zweiten Euro unseres Jahresumsatzes von 150 Millionen Euro bei. Elektroräder sind ein Turbo für die gesamte Branche."

KTM im oberösterreichischen Mattighofen gehört zu den Pionieren bei E-Bikes, ist Marktführer in Österreich und sieht sich darüber hinaus auch technologisch ganz weit vorn. Von den 50.000 Rädern, die man heuer mit Elektroantrieb ausliefern werde, gingen nicht weniger als 30.000 in den Export.

Bosch mischt führend mit

Der deutsche Hersteller Bosch, zu dessen Hauptkunden alle bekannten Autohersteller zählen, mischt auch in dem Geschäft mit Zweiradantrieben führend mit. Das war nicht immer so: Erst 2008/09 und damit ausgerechnet zu Beginn der Finanzkrise wurde die strategische Entscheidung am Sitz von Bosch in Reutlingen bei Stuttgart getroffen, in dieses bis dahin vor allem von asiatischen Herstellern dominierte Geschäftsfeld zu expandieren.

Begonnen wurde ganz klein, als Projektgruppe mit drei Mitarbeitern. Bosch E-Bike Systems, die ebenfalls in Reutlingen sitzen, sind dann 2012 mit ihrem ersten serienmäßig produzierten Elektroantrieb für Fahrräder auf den Markt gekommen. "Obwohl – Markt gab es zu Beginn gar keinen, zumindest nicht im Premiumsegment, wo wir aktiv sind", sagte Tamara Winograd, Marketingverantwortliche bei Bosch E-Bike Systems. "Den haben wir mit unseren Kunden, den Fahrraderzeugern, mitgestaltet."

E-Biker werden immer jünger

Bosch war erstmals mit einem Stand auf der am Sonntag zu Ende gegangenen Ferienmesse in Wien vertreten. "Die Leute, die sich ein E-Bike anschaffen, werden immer jünger. Bei vielen anderen Produkten geht es genau umgekehrt von Jung zu Alt", sagte Winograd. Sie sieht das Elektrofahrrad, dessen Kosten im Schnitt um 500 bis 1000 Euro über jenen für ein vergleichbares Fahrrad ohne Akku liegen, als idealen Einstieg in die Elektromobilität. Ladenetz sei keines erforderlich, da der Akku in der Wohnung aufgeladen werden kann. Bis 25 km/h gilt das E-Bike als Fahrrad und braucht keine Nummerntafel. (Günther Strobl, 18.1.2016)